Was ist Heilung und ist Heilung = Gesundheit? Und wer heilt hier eigentlich wen?

Es gibt Ärzte, es gibt Therapeuten – dann gibt es auch noch Heilpraktiker, Heiler, Schamanen und alle möglichen anderen Heilberufe (Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden etc.), und wenn du da nun überall gewesen bist und du fühlst dich immer noch nicht gut, bzw. gesund – was dann? Was ist eigentlich Gesundheit? Die WHO definiert Gesundheit in ihrer Verfassung von 1946 wie folgt:

„Gesundheit ist ein Zustand vollständigen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Beschwerden und Krankheit.“

Wohlbefinden ist natürlich ein sehr weit interpretierbares Wort. Kann ein Sterbender, eine Sterbende sich wohlfühlen, also im weitesten Sinne gesund sein? Aus meiner Sicht eindeutig ja – wenn der Prozess des Sterbens, des Loslassens, bereits in das eigene Menschsein integriert wurde. In diesem Sinne kann ein Sterbeprozess wohl auch im Begriff Heilung integriert sein, denn Heilung ist vielleicht auch so etwas wie Akzeptanz, das Annehmen eines Zustandes/einer Situation. Und Heilung ist nie etwas rein Fremdinduziertes. Heilung beinhaltet immer auch ein Münchhausen-Syndrom. Der sogenannte ,,Lügenbaron“ Münchhausen erzählte die tollkühnsten Geschichten, aber vielleicht ist gerade an solchen Geschichten metaphorisch ja etwas dran. Unter anderem zieht er sich an seinem eigenen Haarzopf wieder aus dem Sumpf, eine schöne Metapher für die im Begriff der Heilung immer auch enthaltene Selbstheilung. Und Selbstheilung ist aus meiner Sicht ein Synonym für Selbstannahme und Selbstliebe.

So erzählt Baron Münchhausen von seiner Rettung:

„Bei der Verfolgung eines Hasen wollte ich mit meinem Pferd über einen Morast setzen. Mitten im Sprung musste ich erkennen, dass der Morast viel breiter war, als ich anfänglich eingeschätzt hatte. Schwebend in der Luft wendete ich daher wieder um, wo ich hergekommen war, um einen größeren Anlauf zu nehmen.

Gleichwohl sprang ich zum zweiten Mal noch zu kurz und fiel nicht weit vom anderen Ufer bis an den Hals in den Morast. Hier hätte ich unfehlbar umkommen müssen, wenn nicht die Stärke meines Armes mich an meinem eigenen Haarzopf, samt dem Pferd, welches ich fest zwischen meine Knie schloss, wieder herausgezogen hätte.“

Ziemlich abenteuerlich und draufgängerisch – das muss er sich ausgedacht haben, war also bestimmt ,,gelogen“. Oder nicht? Der Baron scheint in größter Not keine Hilfe zu benötigen – keine/n ,,Heilkundige/n“. Ungewöhnlich, aber vielleicht metaphorisch nicht unmöglich. Hier steckt unendlich viel Kraft und Macht drin. Vielleicht hat der Baron auch jahrelang geübt – unter Lebensbedrohung ist der Mensch zu Außergewöhnlichem in der Lage. Was macht noch gesund/heil? Der Mensch ist eine hochkomplexe und hochsoziale Spezies – leider ist die Schulmedizin inzwischen zu einem doch recht mechanistischen Menschenbild übergegangen, die den Menschen aus meiner Sicht oft herunterbricht auf zu ,,reparierende“ Materie. Auch Beziehung kann heilen (lies mal hier den Text von David Rotter), denn in Beziehung können wir neue Erfahrungen sammeln.

„Nicht die Zeit heilt alle Wunden. Erfahrungen heilen Wunden.“ (Verena König)

Der Mensch ist nicht fürs Alleinsein gemacht, denn nur im Gegenüber können wir uns selbst erkennen. Wir erkennen, dass wir alle Gefährten auf einer Reise sind und dass niemand alleine ist. Im Grunde sind wir alle mit dem Tag unserer Geburt Sterbende. Somit beinhaltet Heilung auch das Erkennen des All-Einsseins, der Verbundenheit, ein wunderbarer Schutz zum Beispiel vor schwerer Depression. Wenn uns das nächste Mal also unsere Regierung vorschreiben will, die Sterbenden in den Altenheimen wegen einer Pandemie allein zu lassen, hör nicht drauf – geh trotzdem hin…

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ (Martin Buber)

Und natürlich gibt es auch die sogenannte ,,Beziehungsmedizin“ – du gehst zum Therapeuten/zur Therapeutin und das kann auch sehr heilsam sein. Im besten Falle erkennst du aber irgendwann: der Therapeut oder Arzt ist auch nur ein Mensch, eine Projektionsfläche für deinen Wunsch nach Heilung/Ganzheit. Aber das, was du da suchst, ist doch schon längst in dir. Und wenn du das erkennst – das ist dann ganz schlecht für mich – denn dann bin ich meine Machtposition los. Eine richtige Katastrophe ist das, denn ich wollte deine Retterin sein – und du sagst nun einfach ,,Nö – lass mal“. Bis vor kurzem dachtest du noch, dass ein Mensch mit Approbation sicher weiß, wie das geht mit der ,,Heilung“. Ein Irrtum – Arzt, Therapeut, Heiler – das sind immer auch wahnsinnige Ego-Dinger. Echte Beziehung bedeutet aber auch ab einer gewissen Tiefe Ego-Tod. Über dieses Dilemma, Macht und Ohnmacht sowie die hierarchische Struktur in der Arzt(Therapeuten)-Patienten-Beziehung schreibt Christian Schubert sehr schön in folgendem Interview:

https://multipolar-magazin.de/artikel/abhaengigkeit-machtverhaeltnis

Ich kann dich doch nicht ,,heil machen“, obwohl ich eine Approbation habe – aber wie vermessen wäre das denn? Nicht auszumalen den Gedanken zuzulassen, dass der Heiler dich vielleicht mehr oder zumindest genauso braucht wie du ihn…Und dann sagst du auch noch ,,Ja – ich habe Schmerzen – na und? So lange ich atme ist wohl mehr gesund an mir als krank.“ Furchtbar solche Patienten 😉

Was ist denn dann nun Heilung? Heilung ist das Überwinden der Spaltung, eine Integration von allem, auch von Schmerzen, Leid und Tod. Heilung ist Selbstliebe, Selbstliebe führt zu Annahme und damit innerem Frieden, eine Voraussetzung für äußeren Frieden. Wo Liebe ist, ist Frieden. Heilung und Frieden und Liebe sind Synonyme.

Als angehende Sterbeamme glaube ich immer an Heilung/Transformation. Ich glaube, dass du das kannst, denn nicht ich bin die Expertin, sondern du. Eine Sterbeamme ist, im Gegensatz zu einer Ärztin keine medizinische, sondern eine psycho-soziale Begleiterin, ich glaube das hier das Machtgefälle weit weniger ausgeprägt ist. Sterbeammen begleiten sowohl Sterbende als auch Trauernde und Menschen mit Ängsten, die in einer Lebenskrise stecken. Ich befinde mich zwar noch in der Ausbildung – wenn du aber Interesse an einer Begleitung hast, kannst du dich gerne melden…

In diesem Sinne – hab ein wunderschönes Weihnachtsfest und feiere die Liebe, denn Liebe ist immer auch die letzte Provokation:

https://theplattform.net/de/kanal/radio-muenchen/liebe-ist-die-letzte-provokation

Artikel mit inspiriert durch die Ausbildung zur Sterbeamme bei der wunderbaren Claudia Cardinal, weitere Infos findest du hier: https://sterbeamme.de

Die heilende Beziehung (von David Rotter)

Eine Beziehung von zwei bewussten Menschen, denen all dies (Projektionen und andere Wahrnehmungsstörungen) klar ist, birgt ein immenses Potenzial zur Heilung. Aber sie verlangt mehr von uns, als es auf den ersten Blick scheint.

Die grundsätzliche Illusion der Sicherheit, einer der Hauptgründe, warum wir Beziehungen überhaupt so sehr brauchen, hat keinen Platz in einer heilenden Beziehung. Loyalität, Freundschaft, Verlässlichkeit – all dies ja, aber keine Illusionen mehr, mit all ihren Besitzansprüchen, den Kontrollbedürfnissen und der gegenseitigen Sabotage. Heilung kann nur geschehen in einem Raum von Freiheit, in dem jeder authentisch sein darf, wer er oder sie ist. So selbstverständlich das in der Theorie klingen mag, so schwierig ist es oft zu leben. Und bei Freiheit geht es hier nicht um freie Liebe und wahllosen Sex, sondern darum, den anderen in keiner Weise kontrollieren zu wollen, ihm den Raum zur Entfaltung zu geben, ihn blühen zu lassen. Darum, jede Sekunde die Entscheidung füreinander neu zu treffen.

Eine heilende Beziehung verlangt von beiden Partnern vollständige Bewusstheit über Projektionen und ein ständiges Hinterfragen. Sie beinhaltet die Verabredung, immer zuerst bei sich selbst zu schauen – vor allem dann, wenn es am meisten weh tut. Sie verlangt von beiden, dass der andere gehalten werden kann, wenn er in Projektionen versinkt – eine Aufgabe die große Integrität und Sensibilität erfordert, denn oft sind die Projektionen mit sehr viel Emotion aufgeladen. Beide Partner müssen den jeweils anderen vollständig als Therapeut und Lehrer anerkennen, müssen es lernen zuzugeben, wenn sie projizieren und bereit sein, Hilfe von ausgerechnet der Person anzunehmen auf die sie eigentlich projizieren. Totaler Respekt, tiefes Mitgefühl und bedingungsloses Vertrauen sind dafür Voraussetzung. Machtspielchen haben hier keinen Platz, Schwäche und Stärke, Rechthaben und Schuld sind Konzepte, die in einer solchen Beziehung ihre Bedeutung mehr und mehr verlieren.

Die heilende Beziehung erfordert von uns die Kraft und den Mut, hunderte, vielleicht tausende Male über unseren Schatten zu springen. Den Raum und das Herz immer und immer wieder zu öffnen, selbst wenn in uns starke Emotionen wirken und alles in uns nur weglaufen und sich verschließen möchte. Wir lernen, Schwäche und Irrtum zuzugeben, uns mit dem Schmerz zu zeigen, hierzubleiben, alles hineinzulegen in das Feld des Vertrauens, dass wir mit dem Partner kreieren. Und wir lernen auch uns nicht mehr selbst zu beschränken, unsere Stärke bedingungslos zu leben, unsere Wahrheit zu sprechen. Wenn das gelingt, geschehen Wunder.

Gedicht von Kwabena Foli

Hier eines meiner Lieblingsgedichte des multidisziplinären Künstlers Kwabena Foli:

you don`t have to love yourself 

in order for me to love you back/

you must love yourself in order 

to receive the love I`m giving you

Nur wenn wir uns selber lieben oder vielmehr wertschätzen (auch mit unseren Schattenanteilen, mit dem was keiner sehen darf – allem verletzten, unperfekten) gelingt es uns uns für das Wunder des Lebens zu öffnen. Niemand ist jemals nur gut oder schlecht. 

Die Welt hört dann auf zerrissen zu sein in Gut und Schlecht und das Leiden wird weniger, weil unser Widerstand gegen scheinbar Schlechtes abnimmt. So wünsche ich dir heute auch deinen eigenen Schatten mit Wertschätzung zu begegnen, sie zu integrieren – dann hört die Angst auf und die Dinge beginnen sich zu wandeln. Widerstand gegen das was wir sind frisst unsere Energie.

Wir sind immer alles – zerbrochen und ganz.

Kristin Jonak

Unsere tiefste Angst

,,Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind.

Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind.

Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.

Wir fragen uns: Wer bin ich eigentlich, dass ich leuchtend, hinreißend, fantastisch und talentiert sein darf?

Wer bist du denn, es nicht zu sein?

Du bist ein Kind Gottes.

Dich selbst klein zu halten, dient der Welt nicht.

Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn du dich selbst kleiner machst, damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen.

Wir sollen alle strahlen wie die Kinder.

Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen, die in uns ist.

Sie ist nicht nur in einigen von uns; sie ist in jedem Einzelnen.

Und wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.

Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, befreit unsere Gegenwart andere ganz von selbst.“

(Marianne Williamson)

Ganzheitliche Ärztin und Zertifizierte Vitamin-D und Mikronährstoffberaterin

Liebe die ganze Menschheit

Ich möchte mit dir inspirierende Worte von Shri Babaji Haidakhan teilen. Shri Babaji Haidakhan war ein indischer Yogi. Die 3 wesentlichen Punkte seiner Lehre waren Einfachheit, Wahrheit, Liebe.

Liebe die ganze Menschheit

Liebe die ganze Menschheit!

Hilf allen Lebewesen!

Sei glücklich! Sei höflich!

Sei eine Quelle unerschöpflicher Freude!

Erkenne GOTT und das Gute in jedem Gesicht!

Kein Heiliger ist ohne Vergangenheit,

kein Sünder ohne Zukunft.

Sprich Gutes über jeden!

Kannst du für jemanden kein Lob finden,

so lasse ihn aus deinem Leben gehen!

Sei originell! Sei erfinderisch!

Sei mutig! Schöpfe Mut – immer und immer wieder.

Ahme nicht nach! Sei stark! Sei aufrichtig!

Stütze dich nicht auf die Krücken anderer!

Denke mit deinem eigenen Kopf!

SEI DU SELBST!

Alle Vollkommenheit und Tugend GOTTES sind in dir verborgen – offenbare sie!

Auch Weisheit ist bereits in dir – schenke sie der Welt!

Lasse zu, dass die Gnade Gottes dich freimacht!

Lasse dein Leben das einer Rose sein,

schweigend spricht sie die Sprache des Duftes.

Also das hört sich schon ziemlich heilig an, oder? Aus meinem Gefühl geht es aber nicht darum, dass wir (blind für unsere eigenen dunklen Anteile) allen helfen und keine Grenzen setzen. Im Gegenteil – wenn wir keine gesunden Grenzen setzen können, schaden wir uns selbst damit. Und je mehr wir uns selbst übergehen – desto schlechter können wir auch anderen ,,dienen“. 

Es ist aber auch so – wenn wir vorschnell über andere urteilen, urteilen wir in Wahrheit über uns, denn dein Gegenüber ist immer ein Spiegel deiner Selbst. Alles was wir anderen an Schmerz (sei es psychisch oder physisch) zufügen, fügen wir auch unserer eigenen Seele zu. Ich möchte dich daher zunächst einladen vorsichtig mit deinem Urteil zu sein. Vielleicht kannst du gerade von den Menschen, die dich am meisten irritieren, unglaublich viel lernen. Sei vorsichtig mit deinem Urteil – versuche zunächst anzuerkennen, wenn lieben nicht sofort möglich erscheint. So kommen wir uns selbst immer näher….

Schlaue Worte, nicht wahr? Weißt du warum ich das schreibe? Weil ich selbst Meister im Urteilen und Verurteilen war, inzwischen bemühe ich mich – immer öfter… ☺

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