Verletzlich sein

„Die ganze Sache ist die, daß die Menschen glauben, es gebe Situationen, in denen man mit den Menschen ohne Liebe umgehen dürfe; solche Situationen gibt es aber nicht!“

Leo Tolstoi, russischer Schriftsteller, 1828-1910

Von guten Mächten wunderbar geborgen

Von guten Mächten treu und still umgeben,

behütet und getröstet wunderbar,

so will ich diese Tage mit euch leben

und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,

erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Noch will das Alte unsre Herzen quälen,

noch drückt uns böser Tage schwerer Last,

ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen

das Heil, für das du uns bereitet hast.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,

erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Lass warm und still die Kerzen heute flammen,

die du in unsre Dunkelheit gebracht,

führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.

Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,

erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

(Dietrich Bonhoeffer)

Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Last Minute Weihnachtsgeschenk – von einem, der auszog, die Liebe zu finden

Eine Frau mit einem großen Herzen soll er sich suchen, rät die Mutter dem Mäuserich Mulle. Aber wer hat so ein Herz, das groß genug ist? Eine Katze? Eine Ziege? Oder vielleicht eine Kuh? Oder ein Wal?

Lange ist Mulle auf der Suche, bis er zuletzt herausfindet, dass manche Worte mehrere Bedeutungen haben können. Und unterwegs lernt er, wie wichtig es ist, geduldig zu sein und nicht von seinen Wünschen abzurücken – auch wenn der Weg manchmal gar nicht so leicht ist…

Ich wünsche dir wundervolle, friedliche Weihnachten und hoffe, dass auch du, so wie Mulle, jemanden mit einem großen Herz an deiner Seite hast….

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Das Wunder der Co-Regulation

,,Ferkel?“, fragte Pooh.

,,Ja?“, sagte Ferkel.

,,Ich habe Angst“, sagte Pooh.

Einen Moment lang herrschte Schweigen.

,,Möchtest du darüber reden?“, fragte Ferkel, als Pooh nichts weiter zu sagen schien.

,,Ich habe einfach solche Angst“, platzte Pooh heraus. ,,So ängstlich. Denn ich habe nicht das Gefühl, dass die Dinge besser werden. Wenn überhaupt, habe ich das Gefühl, dass es schlimmer werden könnte. Die Menschen sind wütend, weil sie so viel Angst haben, und sie gehen aufeinander los, und es scheint keinen klaren Plan zu geben, wie man hier herauskommt, und ich mache mir Sorgen um meine Freunde und die Menschen, die ich liebe, und ich wünsche mir so sehr, dass ich sie alle in den Arm nehmen könnte, und oh, Ferkel! Ich habe solche Angst, und ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich mir wünsche, dass es nicht so wäre.“

Ferkel blickte nachdenklich in den blauen Himmel, der zwischen den Ästen der Bäume im Hundertmorgenwald hervorlugte, und hörte seinem Freund zu.

,,Ich bin hier“, sagte er schlicht. ,,Ich höre dich, Pooh. Und ich bin hier.“

Einen Moment lang war Pooh perplex.

,,Aber… willst du mir nicht sagen, dass ich nicht so dumm sein soll? Dass ich aufhören soll, mich in einen Zustand zu versetzen und mich zusammenreißen soll? Dass es im Moment für alle schwer ist?“

,,Nein“, sagte Ferkel, ganz entschieden. ,,Nein, ich werde ganz bestimmt nichts von alledem tun.“

,,Aber…“, sagte Pooh.

,,Ich kann die Welt jetzt nicht ändern“, fuhr Ferkel fort. ,,Und ich werde dich auch nicht mit Plattitüden darüber beglücken, dass alles gut werden wird, denn das weiß ich nicht. Was ich aber tun kann, Pooh, ist, dafür zu sorgen, dass du weißt, dass ich hier bin. Und dass ich immer hier sein werde, um zuzuhören, dich zu unterstützen und dir zu sagen, dass du gehört wirst. Ich kann diese ängstlichen Gefühle nicht verschwinden lassen, nicht wirklich. Aber ich kann dir versprechen, dass du diese ängstlichen Gefühle niemals alleine fühlen musst, solange ich noch Atem in meinem Körper habe.“

Und es war seltsam, denn noch während Ferkel das sagte, spürte Pooh, wie einige dieser ängstlichen Gefühle begannen, sich in den Wald zu verkriechen, eingeschüchtert von seinem Freund, der stur neben ihm saß.

Pooh dachte, er sei noch nie so dankbar gewesen, Ferkel in seinem Leben zu haben.

(aus Winnie the Pooh, A.A.Milne)

Eure Kinder

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.

Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie von euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft Ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,

denn sie haben Ihre eigenen Gedanken.

Ihr dürft Ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,

denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht

besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht,

sie euch ähnlich zu machen.

Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

(Khalil Gibran, arabischer Dichter, 1883-1931)

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Das Hohelied der Liebe

Wenn ich mit Menschen- und Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.

Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.

Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir`s nichts nütze.

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,

sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,

sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;

sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden und das Zungenhören aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.

Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.

Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.

Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.

Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild: dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise: dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

(1 Kor 13)

Der Seestern  

Als ein älterer Mann bei Sonnenuntergang den Strand entlang ging, sah er vor sich einen jungen Mann, der Seesterne aufhob und ins Meer warf. Nachdem er ihn eingeholt hatte, fragte er ihn, warum er das denn tue. Die Antwort war, dass die gestrandeten Seesterne sterben würden, wenn sie bis Sonnenaufgang dort liegen blieben.  

,,Aber der Strand ist viele Kilometer lang und tausende Seesterne liegen hier“, erwiderte der alte Mann. „Was macht es also für einen Unterschied, wenn Du Dich abmühst?“ Der junge Mann blickte auf den Seestern in seiner Hand und warf ihn in die Wellen. Dann meinte er: „Für diesen hier, für ihn macht es einen Unterschied!“  

(eine Geschichte von William Ashburn)

Der Segen meines Großvaters

Wenn ich an den Freitagnachmittagen nach der Schule zu meinem Großvater zu Besuch kam, dann war in der Küche seines Hauses bereits der Tisch zum Teetrinken gedeckt. Mein Großvater hatte seine eigene Art, Tee zu servieren. Es gab bei ihm keine Teetassen, Untertassen oder Schalen mit Zuckerstückchen oder Honig. Er füllte Teegläser direkt aus einem silbernen Samowar. Man musste zuerst einen Teelöffel in das Glas stellen, denn sonst hätte das dünne Glas zerspringen können. Mein Großvater trank seinen Tee auch nicht so, wie es die Eltern meiner Freunde taten. Er nahm immer ein Stück Zucker zwischen die Zähne und trank dann den ungesüßten heißen Tee aus dem Glas. Und ich machte es wie er. Diese Art, Tee zu trinken, gefiel mir viel besser als die Art, auf die ich meinen Tee zu Hause trinken musste. Wenn wir unseren Tee ausgetrunken hatten, stellte mein Großvater stets zwei Kerzen auf den Tisch und zündete sie an. Dann wechselte er auf Hebräisch einige Worte mit Gott. Manchmal sprach er diese Worte laut aus, aber meist schloss er einfach die Augen und schwieg. Dann wusste ich, dass er in seinem Herzen mit Gott sprach. Ich saß da und wartete geduldig, denn ich wusste, jetzt würde gleich der beste Teil der Woche kommen.

Wenn Großvater damit fertig war, mit Gott zu sprechen, dann wandte er sich mir zu und sagte: ,,Komm her, Neshumele.“ Ich baute mich dann vor ihm auf, und er legte mir sanft die Hände auf den Scheitel. Dann begann er stets, Gott dafür zu danken, dass es mich gab und dass er ihn zum Großvater gemacht hatte. Er sprach dann immer irgendwelche Dinge an, mit denen ich mich im Verlauf der Woche herumgeschlagen hatte, und erzählte Gott etwas Echtes über mich. Jede Woche wartete ich bereits darauf, zu erfahren, was es diesmal sein würde. Wenn ich während der Woche irgend etwas angestellt hatte, dann lobte er meine Ehrlichkeit, darüber die Wahrheit gesagt zu haben. Wenn mir etwas misslungen war, dann brachte er seine Anerkennung darüber zum Ausdruck, wie sehr ich mich bemüht hatte. Wenn ich auch nur kurze Zeit ohne das Licht meiner Nachttischlampe geschlafen hatte, dann pries er meine Tapferkeit, im Dunkeln zu schlafen. Und dann gab er mir seinen Segen und bat die Frauen aus ferner Vergangenheit, die ich aus seinen Geschichten kannte – Sara, Rahel, Rebekka und Lea – , auf mich aufzupassen.

Diese kurzen Momente waren in meiner ganzen Woche die einzige Zeit, in der ich mich völlig sicher und in Frieden fühlte. In meiner Familie von Ärzten und Krankenschwestern rang man unablässig darum, noch mehr zu lernen und noch mehr zu sein. Da gab es offenbar immer noch etwas mehr, das man wissen musste. Es war nie genug. Wenn ich nach einer Klassenarbeit mit einem Ergebnis von 98 von 100 Punkten nach Hause kam, dann fragte mein Vater: ,,Und was ist mit den restlichen zwei Punkten?“ Während meiner gesamten Kindheit rannte ich unablässig diesen zwei Punkten hinterher. Aber mein Großvater scherte sich nicht um solche Dinge. Für ihn war mein Dasein allein schon genug. Und wenn ich bei ihm war, dann wusste ich irgendwie, mit absoluter Sicherheit, dass er Recht hatte.

Mein Großvater starb, als ich sieben Jahre alt war. Ich hatte bis dahin nie in einer Welt gelebt, in der es ihn nicht gab, und es war schwer für mich, ohne ihn zu leben. Er hatte mich auf eine Weise angesehen, wie es sonst niemand tat, und er hatte mich bei einem ganz besonderen Namen genannt – „Neshumele“, was „geliebte kleine Seele“ bedeutet. Jetzt war niemand mehr da, der mich so nannte. Zuerst hatte ich Angst, dass ich, wenn er mich nicht mehr sehen und Gott erzählen würde, wer ich war, einfach verschwinden würde. Aber mit der Zeit begann ich zu begreifen, dass ich auf irgendeine geheimnisvolle Weise gelernt hatte, mich durch seine Augen zu sehen. Und dass einmal gesegnet worden zu sein heißt, für immer gesegnet zu sein.

(Rachel Naomi Remen – Aus Liebe zum Leben)

Das Leben, das ich selbst gewählt

Ehe ich in dieses Erdenleben kam,

ward mir gezeigt wie ich es leben würde.

Da war die Kümmernis, da war der Gram,

Da war das Elend und die Leidensbürde.

Da war das Laster, das mich packen sollte,

Da war der Irrtum, der gefangen nahm.

Da war der schnelle Zorn, in dem ich grollte,

Da waren Hass und Hochmut, Stolz und Scham.

Doch da waren auch die Freuden jener Tage,

Die voller Licht und schöner Träume sind,

Wo Plage nicht mehr ist und nicht mehr Klage,

Und überall der Quell der Gaben rinnt.

Wo Liebe dem, der noch im Erdenkleid gebunden,

Die Seligkeit des Losgelösten schenkt,

Wo sich der Mensch der Menschenpein entwunden

Als Auserwählter hoher Geister denkt.

Mir ward gezeigt das Schlechte und das Gute,

Mir ward gezeigt die Fülle meiner Mängel.

Mir ward gezeigt die Wunde draus ich blute,

Mir ward gezeigt die Helfertat der Engel.

Und als ich so mein künftig Leben schaute,

Da hört ein Wesen ich die Frage tun,

Ob ich dies zu leben mich getraute,

Denn der Entscheidung Stunde schlüge nun.

Und ich ermaß noch einmal alles Schlimme

-,,Dies ist das Leben, das ich leben will“-

Gab ich zur Antwort mit entschloßner Stimme.

So wars als ich ins neue Leben trat

Und nahm auf mich mein neues Schicksal still.

So ward ich geboren in diese Welt

Ich klage nicht, wenns oft mir nicht gefällt,

Denn ungeboren hab ich es bejaht

(Hermann Hesse)

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