Das Leben, das ich selbst gewählt

Ehe ich in dieses Erdenleben kam,

ward mir gezeigt wie ich es leben würde.

Da war die Kümmernis, da war der Gram,

Da war das Elend und die Leidensbürde.

Da war das Laster, das mich packen sollte,

Da war der Irrtum, der gefangen nahm.

Da war der schnelle Zorn, in dem ich grollte,

Da waren Hass und Hochmut, Stolz und Scham.

Doch da waren auch die Freuden jener Tage,

Die voller Licht und schöner Träume sind,

Wo Plage nicht mehr ist und nicht mehr Klage,

Und überall der Quell der Gaben rinnt.

Wo Liebe dem, der noch im Erdenkleid gebunden,

Die Seligkeit des Losgelösten schenkt,

Wo sich der Mensch der Menschenpein entwunden

Als Auserwählter hoher Geister denkt.

Mir ward gezeigt das Schlechte und das Gute,

Mir ward gezeigt die Fülle meiner Mängel.

Mir ward gezeigt die Wunde draus ich blute,

Mir ward gezeigt die Helfertat der Engel.

Und als ich so mein künftig Leben schaute,

Da hört ein Wesen ich die Frage tun,

Ob ich dies zu leben mich getraute,

Denn der Entscheidung Stunde schlüge nun.

Und ich ermaß noch einmal alles Schlimme

-,,Dies ist das Leben, das ich leben will“-

Gab ich zur Antwort mit entschloßner Stimme.

So wars als ich ins neue Leben trat

Und nahm auf mich mein neues Schicksal still.

So ward ich geboren in diese Welt

Ich klage nicht, wenns oft mir nicht gefällt,

Denn ungeboren hab ich es bejaht

(Hermann Hesse)

Gedicht von Charlie Chaplin zu seinem 70. Geburtstag

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschah, richtig ist. Von da an konnte ich ruhig sein. Heute weiß ich, das nennt sich Vertrauen!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, wie sehr es jemanden beschämt, ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif noch der Mensch dazu bereit war und auch wenn ich selbst dieser Mensch war. Heute weiß ich, das nennt sich Selbstachtung!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich, dass nennt man Authentizität!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war. Heute weiß ich, das nennt man Reife!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört mich meiner freien Zeit zu berauben und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwickeln. Heute mache ich nur, was mir Spaß und Freude bereitet, was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt, auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo. Heute weiß ich, das nennt man Ehrlichkeit!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, das mich immer wieder herunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das gesunden Egoismus, aber heute weiß ich, das ist Selbstliebe!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, hörte ich auf, immer recht haben zu wolle, so habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt, das nennt man Einfach-Sein!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, immer weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick, wo alles stattfindet. So lebe ich jeden Tag und nenne es Vollkommenheit!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, da erkannte ich, dass mich mein Denken armselig und krank machen kann. Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte, bekam mein Verstand einen wichtigen Partner, diese Verbindung nenne ich Herzensweisheit!

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen zu fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich, das ist das Leben!

Die Macht der eigenen Ressourcen erkennen

Wie ich schon in meinem Artikel über Achtsamkeit (schau einmal hier) geschrieben habe, entstehen Angst und Furcht oft durch ein unhinterfragtes, unbewusstes Bild der Zukunft und haben in der Regel nichts mit der Gegenwart zu tun. Schrittweises Einüben von Achtsamkeit erhöht unsere Fähigkeit, immer öfter im Hier und Jetzt zu verweilen und uns aus unserem Kopfkino zurück in die Gegenwart zu holen.

Wichtige Hilfsmittel, um uns immer wieder mit dem Hier und Jetzt zu verbinden (sozusagen Brücken zum Hier und Jetzt zu schlagen), ist nicht nur das Erlernen von Achtsamkeit, sondern auch die eigenen Ressourcen (oder auch Kraft- oder Energiequellen) zu erkennen und zu fördern. Ressourcen sind innere und äußere Anker, die ein gefühltes Erleben von Regulation, Sicherheit oder auch Wohltat ermöglichen. Schöne Gegenstände als äußere Anker im Raum zur Verbindung mit dem Hier und Jetzt (welche Gefühle lösen diese Gegenstände in deinem Körper aus?):

Sich der eigenen Ressourcen bewusst zu werden und diese regelmäßig zu nutzen, kann eine enorme Kratftquelle für das Bewahren eines Gefühls von wahrer Selbst-Verbundenheit, Integrität und Präsenz sein, was uns letztlich hilft, in der Gegenwart zu verbleiben.

Welche Ressourcen gibt es?

Grundsätzlich lassen sich 3 verschiedene Arten von Ressourcen unterscheiden

  • innere (interne)
  • äußere (externe)
  • und Ressourcen, welche die Beziehung betreffen (relationale)

Selbstregulation und Regeneration durch Energiequellen

Das Erforschen und Sammeln deiner Ressourcen ist sehr lohnenswert, denn unsere ganz persönlichen Energiequellen zu kennen, hilft uns in gestressten, dysregulierten Zuständen, unser Nervensystem wieder ins Hier und Jetzt zu bringen, den Parasympathikus zu aktivieren und so zur Regeneration beizutragen. Dadurch erhöht sich unsere Lebensqualität enorm, psychische und physische Gesundheit werden gestärkt. Überlege nun einmal welche Ressourcen du in deinem Leben ausfindig machen kannst und sammle sie (zum Beispiel in einer schönen Box – s. Foto).

Äußere Ressourcen können sein:

Orte (bei mir ist das zum Beispiel das Meer und Lübeck, die Stadt in der ich lebe und die ich aufgrund ihrer Schönheit sehr schätze), Tätigkeiten/Hobbies (vielleicht bist du ja völlig präsent wenn du häkelst? ;-)), finanzielle Mittel, eine Arbeit, die Freude macht (ich finde zum Beispiel meinen Beruf als Ärztin sehr sinnstiftend, wenn ich auch von unserem Gesundheitssystem nichts halte), Musik, sinnliche Genüsse, die Natur im allgemeinen (der Aufenthalt in der Natur hat meistens einen regulierenden Effekt auf unser Nervensystem),…

Alles, was in uns selbst als Kraftquelle existiert, bezeichnet man als innere Ressource. Dazu gehören:

Ideen, Neigungen, Fähigkeiten (ich habe zum Beispiel eine blühende Phantasie und eine gute Vorstellungskraft), Visionen und Ziele (eines meiner Ziele ist es nach meinen Werten zu leben – auch hier lohnt es sich Gedanken zu machen – was sind deine Werte, wo orientierst du dich nur am Außen und passt dich an), Eigenschaften, erfolgreiche Strategien, alle positiven Erinnerungen, Erfahrungen (z.B. das sich Vergegenwärtigen aller bereits gemeisterter Hürden), innere Haltung (auch hier spielen Werte meines Erachtens eine große Rolle), angenehme Körperempfindungen (sog. Körperressourcen – z.B. sich mit etwas Duftendem eincremen), die eigenen Talente und Stärken,…

Ganz wichtig sind natürlich auch relationale Ressourcen – also Ressourcen, die durch die vertrauensvolle Verbindung zu anderen Wesen bestehen. Irgendein spiritueller Lehrer sagte einmal: ,,Willst du weise werden, kümmere dich um andere.“ Denn der Kontakt zu anderen Menschen lässt uns wahrnehmen, dass unsere Existenz im Leben eines Anderen einen wohltuenden Unterschied macht und dass wir nicht alleine sind. Welche relationalen Ressourcen gibt es in deinem Leben? Familie, Partner, Freunde, Tiere, ein guter Coach oder Therapeut?

Basteln mit der Familie (ventral-vagale Aktivierung bzw. Mischung aus relationaler und äußerer Ressource)

Die eigenen Energiequellen zu kennen und zu pflegen ist wichtig, insbesondere für Menschen mit Traumafolgen (aber natürlich auch für alle anderen), denn hier hängt das Gehirn mit dem Erleben und Empfinden häufig in der Vergangenheit, wir empfinden die Gegenwart als unsicher, da unser Nervensystem dauerhaft nach Gefahren Ausschau hält, um uns zu schützen.

Kraftquellen bauen also zusammenfassend Brücken zu Zuversicht, Motivation, Kreativität, Lebensfreude, Verbundenheit und Lebendigkeit.

,,Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“(Friedrich Nietzsche)

Ressourcen in der traumasensiblen Prozessbegleitung

Auch in der traumasensiblen Prozessbegleitung (traumasensibles Coaching) sind Ressourcen unverzichtbar, denn sie ermöglichen das Hin- und Herpendeln zwischen den traumaassoziierten (mit Hochstress) verknüpften Körperempfindungen/ Bildern und der regulierend wirkenden Ressource. So kannst du Schritt für Schritt durch das Pendeln mehr Selbstregulation erlernen (insbesondere in getriggerten Situationen) und dadurch entstehen wieder neue Ressourcen und immer mehr Lebensqualität.

,,Das Vermögen unsere Aufmerksamkeit zu lenken, birgt die Kraft in sich, die Struktur unsere Gehirns umzuformen.“ (Daniel Siegel in Mindsight)

Verkörperung von Ressourcen

Ressourcen helfen nur dann, wenn sie nicht nur als Idee in deinem Kopf vorhanden sind, sondern wenn sie aktiv in deinem Körper spürbar werden – das kann man üben und bedeutet, dass das Pendeln in die Entspannung durch die gewählte Ressource auch zu fühlen ist und dadurch nach und nach wieder mehr Regulation im Nervensystem/Körper entsteht. Wo spürst du die Ressource in deinem Körper? Wie würde es sich anfühlen, wenn du das spüren könntest? Manche Menschen tragen vielleicht gerade so viel Last oder stehen vor so großen Herausforderungen, dass sie gar keine Ressourcen wahrnehmen können – da hilft die Schulung eines ressourcenorientierten Blickes – alleine die Fähigkeit, sich selbst versorgen zu können, ist eine enorme Ressource…

Dein Ressourcicum

Um dir deiner Ressourcen immer bewusster zu werden, kannst du ein sogenanntes Ressourcicum anlegen. Suche dir ein schönes Behältnis (s. Foto ganz oben) und fülle es nach und nach mit immer mehr Dingen, die dir gut tun – z.B. deine Lieblingsschokolade, dein Lieblingstee, Seifenblasen, schöne Meditationen, Erinnerungsfotos, Zettel, auf denen du weitere Ressourcen (z.B. schöne Erinnerungen oder innere Ressourcen) notierst, schöne Gedichte, aufbauende Worte – dies alles sind gleichzeitig auch Aufforderungen, dich an deinen unversehrten Wesenskern zu erinnern… Mit der Zeit entsteht so ein wunderbarer Fundus an Hilfsmitteln. Und stelle dir immer wieder die Frage: Wo im Körper kannst du die Ressource spüren? Wenn Sie eine Farbe hätte, welche wäre das?

Nun kannst du üben – welcher deiner Ressourcen kannst du dich heute noch widmen – wo spürst du das Wohltuende dieser Ressource im Körper oder wie fühlst du die Entspannung?

Viel Spaß beim Üben….

Was ist Heilung und ist Heilung = Gesundheit? Und wer heilt hier eigentlich wen?

Es gibt Ärzte, es gibt Therapeuten – dann gibt es auch noch Heilpraktiker, Heiler, Schamanen und alle möglichen anderen Heilberufe (Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden etc.), und wenn du da nun überall gewesen bist und du fühlst dich immer noch nicht gut, bzw. gesund – was dann? Was ist eigentlich Gesundheit? Die WHO definiert Gesundheit in ihrer Verfassung von 1946 wie folgt:

„Gesundheit ist ein Zustand vollständigen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Beschwerden und Krankheit.“

Wohlbefinden ist natürlich ein sehr weit interpretierbares Wort. Kann ein Sterbender, eine Sterbende sich wohlfühlen, also im weitesten Sinne gesund sein? Aus meiner Sicht eindeutig ja – wenn der Prozess des Sterbens, des Loslassens, bereits in das eigene Menschsein integriert wurde. In diesem Sinne kann ein Sterbeprozess wohl auch im Begriff Heilung integriert sein, denn Heilung ist vielleicht auch so etwas wie Akzeptanz, das Annehmen eines Zustandes/einer Situation. Und Heilung ist nie etwas rein Fremdinduziertes. Heilung beinhaltet immer auch ein Münchhausen-Syndrom. Der sogenannte ,,Lügenbaron“ Münchhausen erzählte die tollkühnsten Geschichten, aber vielleicht ist gerade an solchen Geschichten metaphorisch ja etwas dran. Unter anderem zieht er sich an seinem eigenen Haarzopf wieder aus dem Sumpf, eine schöne Metapher für die im Begriff der Heilung immer auch enthaltene Selbstheilung. Und Selbstheilung ist aus meiner Sicht ein Synonym für Selbstannahme und Selbstliebe.

So erzählt Baron Münchhausen von seiner Rettung:

„Bei der Verfolgung eines Hasen wollte ich mit meinem Pferd über einen Morast setzen. Mitten im Sprung musste ich erkennen, dass der Morast viel breiter war, als ich anfänglich eingeschätzt hatte. Schwebend in der Luft wendete ich daher wieder um, wo ich hergekommen war, um einen größeren Anlauf zu nehmen.

Gleichwohl sprang ich zum zweiten Mal noch zu kurz und fiel nicht weit vom anderen Ufer bis an den Hals in den Morast. Hier hätte ich unfehlbar umkommen müssen, wenn nicht die Stärke meines Armes mich an meinem eigenen Haarzopf, samt dem Pferd, welches ich fest zwischen meine Knie schloss, wieder herausgezogen hätte.“

Ziemlich abenteuerlich und draufgängerisch – das muss er sich ausgedacht haben, war also bestimmt ,,gelogen“. Oder nicht? Der Baron scheint in größter Not keine Hilfe zu benötigen – keine/n ,,Heilkundige/n“. Ungewöhnlich, aber vielleicht metaphorisch nicht unmöglich. Hier steckt unendlich viel Kraft und Macht drin. Vielleicht hat der Baron auch jahrelang geübt – unter Lebensbedrohung ist der Mensch zu Außergewöhnlichem in der Lage. Was macht noch gesund/heil? Der Mensch ist eine hochkomplexe und hochsoziale Spezies – leider ist die Schulmedizin inzwischen zu einem doch recht mechanistischen Menschenbild übergegangen, die den Menschen aus meiner Sicht oft herunterbricht auf zu ,,reparierende“ Materie. Auch Beziehung kann heilen (lies mal hier den Text von David Rotter), denn in Beziehung können wir neue Erfahrungen sammeln.

„Nicht die Zeit heilt alle Wunden. Erfahrungen heilen Wunden.“ (Verena König)

Der Mensch ist nicht fürs Alleinsein gemacht, denn nur im Gegenüber können wir uns selbst erkennen. Wir erkennen, dass wir alle Gefährten auf einer Reise sind und dass niemand alleine ist. Im Grunde sind wir alle mit dem Tag unserer Geburt Sterbende. Somit beinhaltet Heilung auch das Erkennen des All-Einsseins, der Verbundenheit, ein wunderbarer Schutz zum Beispiel vor schwerer Depression. Wenn uns das nächste Mal also unsere Regierung vorschreiben will, die Sterbenden in den Altenheimen wegen einer Pandemie allein zu lassen, hör nicht drauf – geh trotzdem hin…

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ (Martin Buber)

Und natürlich gibt es auch die sogenannte ,,Beziehungsmedizin“ – du gehst zum Therapeuten/zur Therapeutin und das kann auch sehr heilsam sein. Im besten Falle erkennst du aber irgendwann: der Therapeut oder Arzt ist auch nur ein Mensch, eine Projektionsfläche für deinen Wunsch nach Heilung/Ganzheit. Aber das, was du da suchst, ist doch schon längst in dir. Und wenn du das erkennst – das ist dann ganz schlecht für mich – denn dann bin ich meine Machtposition los. Eine richtige Katastrophe ist das, denn ich wollte deine Retterin sein – und du sagst nun einfach ,,Nö – lass mal“. Bis vor kurzem dachtest du noch, dass ein Mensch mit Approbation sicher weiß, wie das geht mit der ,,Heilung“. Ein Irrtum – Arzt, Therapeut, Heiler – das sind immer auch wahnsinnige Ego-Dinger. Echte Beziehung bedeutet aber auch ab einer gewissen Tiefe Ego-Tod. Über dieses Dilemma, Macht und Ohnmacht sowie die hierarchische Struktur in der Arzt(Therapeuten)-Patienten-Beziehung schreibt Christian Schubert sehr schön in folgendem Interview:

https://multipolar-magazin.de/artikel/abhaengigkeit-machtverhaeltnis

Ich kann dich doch nicht ,,heil machen“, obwohl ich eine Approbation habe – aber wie vermessen wäre das denn? Nicht auszumalen den Gedanken zuzulassen, dass der Heiler dich vielleicht mehr oder zumindest genauso braucht wie du ihn…Und dann sagst du auch noch ,,Ja – ich habe Schmerzen – na und? So lange ich atme ist wohl mehr gesund an mir als krank.“ Furchtbar solche Patienten 😉

Was ist denn dann nun Heilung? Heilung ist das Überwinden der Spaltung, eine Integration von allem, auch von Schmerzen, Leid und Tod. Heilung ist Selbstliebe, Selbstliebe führt zu Annahme und damit innerem Frieden, eine Voraussetzung für äußeren Frieden. Wo Liebe ist, ist Frieden. Heilung und Frieden und Liebe sind Synonyme.

Als angehende Sterbeamme glaube ich immer an Heilung/Transformation. Ich glaube, dass du das kannst, denn nicht ich bin die Expertin, sondern du. Eine Sterbeamme ist, im Gegensatz zu einer Ärztin keine medizinische, sondern eine psycho-soziale Begleiterin, ich glaube das hier das Machtgefälle weit weniger ausgeprägt ist. Sterbeammen begleiten sowohl Sterbende als auch Trauernde und Menschen mit Ängsten, die in einer Lebenskrise stecken. Ich befinde mich zwar noch in der Ausbildung – wenn du aber Interesse an einer Begleitung hast, kannst du dich gerne melden…

In diesem Sinne – hab ein wunderschönes Weihnachtsfest und feiere die Liebe, denn Liebe ist immer auch die letzte Provokation:

https://theplattform.net/de/kanal/radio-muenchen/liebe-ist-die-letzte-provokation

Artikel mit inspiriert durch die Ausbildung zur Sterbeamme bei der wunderbaren Claudia Cardinal, weitere Infos findest du hier: https://sterbeamme.de

Die heilende Beziehung (von David Rotter)

Eine Beziehung von zwei bewussten Menschen, denen all dies (Projektionen und andere Wahrnehmungsstörungen) klar ist, birgt ein immenses Potenzial zur Heilung. Aber sie verlangt mehr von uns, als es auf den ersten Blick scheint.

Die grundsätzliche Illusion der Sicherheit, einer der Hauptgründe, warum wir Beziehungen überhaupt so sehr brauchen, hat keinen Platz in einer heilenden Beziehung. Loyalität, Freundschaft, Verlässlichkeit – all dies ja, aber keine Illusionen mehr, mit all ihren Besitzansprüchen, den Kontrollbedürfnissen und der gegenseitigen Sabotage. Heilung kann nur geschehen in einem Raum von Freiheit, in dem jeder authentisch sein darf, wer er oder sie ist. So selbstverständlich das in der Theorie klingen mag, so schwierig ist es oft zu leben. Und bei Freiheit geht es hier nicht um freie Liebe und wahllosen Sex, sondern darum, den anderen in keiner Weise kontrollieren zu wollen, ihm den Raum zur Entfaltung zu geben, ihn blühen zu lassen. Darum, jede Sekunde die Entscheidung füreinander neu zu treffen.

Eine heilende Beziehung verlangt von beiden Partnern vollständige Bewusstheit über Projektionen und ein ständiges Hinterfragen. Sie beinhaltet die Verabredung, immer zuerst bei sich selbst zu schauen – vor allem dann, wenn es am meisten weh tut. Sie verlangt von beiden, dass der andere gehalten werden kann, wenn er in Projektionen versinkt – eine Aufgabe die große Integrität und Sensibilität erfordert, denn oft sind die Projektionen mit sehr viel Emotion aufgeladen. Beide Partner müssen den jeweils anderen vollständig als Therapeut und Lehrer anerkennen, müssen es lernen zuzugeben, wenn sie projizieren und bereit sein, Hilfe von ausgerechnet der Person anzunehmen auf die sie eigentlich projizieren. Totaler Respekt, tiefes Mitgefühl und bedingungsloses Vertrauen sind dafür Voraussetzung. Machtspielchen haben hier keinen Platz, Schwäche und Stärke, Rechthaben und Schuld sind Konzepte, die in einer solchen Beziehung ihre Bedeutung mehr und mehr verlieren.

Die heilende Beziehung erfordert von uns die Kraft und den Mut, hunderte, vielleicht tausende Male über unseren Schatten zu springen. Den Raum und das Herz immer und immer wieder zu öffnen, selbst wenn in uns starke Emotionen wirken und alles in uns nur weglaufen und sich verschließen möchte. Wir lernen, Schwäche und Irrtum zuzugeben, uns mit dem Schmerz zu zeigen, hierzubleiben, alles hineinzulegen in das Feld des Vertrauens, dass wir mit dem Partner kreieren. Und wir lernen auch uns nicht mehr selbst zu beschränken, unsere Stärke bedingungslos zu leben, unsere Wahrheit zu sprechen. Wenn das gelingt, geschehen Wunder.

Selbstregulation

Selbstregulation als Grundlage für ein bewusstes, friedvolles Leben

Im Folgenden möchte ich zunächst eine einfache Basis-Übung zur Selbstregulation mit dir teilen, die du mehrmals am Tag durchführen kannst, um dich besser mit dir selbst zu verbinden und dich wieder ins Hier und Jetzt zu orientieren, insbesondere wenn du dich häufig gestresst oder angespannt fühlst. Dadurch kann sich deine Kapazität für schönes Erleben erhöhen.

Basis-Übung zur Orientierung im Raum

Zunächst einmal suche dir eine bequeme Position – das kann aufrecht stehend sein oder an der Wand gelehnt, sitzend oder sanft und langsam gehend. Deine Orientierung im Hier und Jetzt erfolgt über den Sehsinn sowie den sensorischen Sinn des Bewegens. Lasse nun langsam und behutsam deinen Blick in deinem Umfeld schweifen und folge mit deinem Kopf deinem Blick – so als wolltest du ein detailreiches Gemälde begutachten. Dein Kopf bewegt sich in die Richtung in die du blickst – dies führt zu einer Bewegung der Muskeln in deinem Hals, die wesentlich zur Orientierung beitragen. Die Orientierung wiederum signalisiert deinem Nervensystem Sicherheit – dein Parasympathikus wird aktiviert. Führe alle Bewegungen zeitlupenlangsam durch und ziehe alle Dimensionen (oben, unten, hinten) mit ein. Durch die Bewegung deiner Halsmuskulatur erfolgt eine Rückkopplung an deinen Vagusnerv – ein dem Hirnstamm entspringender Nerv, der essenziell wichtig für das Erleben von Verbundenheit und Sicherheit ist. Die Bewegung und die Orientierung wirken sich regulierend auf dein Nervensystem aus. Wenn du dich häufig gestresst oder unter Anspannung fühlst, kann dir diese Übung helfen. Führe die Übung solange durch, bis ein tiefer autonomer Atemzug aufsteigt, dann beende die Übung – spüre im Anschluss an die Übung nach, was sich vielleicht verändert hat im Vergleich zum Beginn.

,,Der Sturm wird immer stärker. Das macht nichts. Ich auch.“ (Astrid Lindgren – Pippi Langstrumpf)

Was ist Selbstregulation? Was ist Co-Regulation?

Nun noch ein paar weiterführende Erklärungen:

Grundlage für ein Leben in psychischer und physischer Gesundheit ist die Fähigkeit der Selbstregulation, das heißt die Möglichkeit, auf das eigene Nervensystem Einfluss zu nehmen und damit steuernd auf emotionale sowie körperliche Zustände einwirken zu können. Diese Fähigkeit ist essenziell wichtig, denn – je regulierter du bist – desto besser gelingt es dir mit deiner Aufmerksamkeit bei dem zu bleiben, worauf du dich konzentrieren möchtest.

Wir befinden uns dann innerhalb unseres Stresstoleranzfensters (s. auch hier meinen Artikel zum Vegetativen Nervensystem) und sind präsent. Meiner Meinung nach ist wahre Präsenz das Zahlungsmittel unserer Zeit, denn meistens befinden wir uns entweder gedanklich in der Zukunft oder in der Vergangenheit und erzeugen damit unbewusst Stress.

Die Fähigkeit zur Selbstregulation ist uns jedoch nicht angeboren – als Babys und Kinder sind wir essenziell auf Co-Regulation durch unsere Bezugspersonen angewiesen – unser eigenes Nervensystem bzw. die Weite unseres Stresstoleranzfensters entwickelt sich erst nach und nach durch die immer wiederkehrende liebende Zuwendung durch einen beruhigend wirkenden Erwachsenen. Co-Regulation beschreibt also einen Vorgang, bei dem ein Mensch oder ein Tier mit einem regulierten Nervensystem einem anderen Menschen oder Tier hilft sich selbst zu regulieren bzw. zu beruhigen, beispielsweise also einfach, wenn eine Mutter ihr schreiendes Baby wiegt.

Die gute Nachricht: Auch wenn wir als Kinder nicht gut co-reguliert wurden (beispielsweise weil unsere Bezugspersonen das für sich selbst nicht gut konnten, da diese bereits traumatisiert waren) und unser Nervensystem durch ein schmales Stresstoleranzfenster ständig zwischen Über- und Unterregung pendelt, ist diese Fähigkeit auch später erlernbar – wenn wir bereit sind, uns unserem Inneren liebevoll zuzuwenden und damit in Kontakt zu treten, kann die Fähigkeit sich selbst zu beruhigen durch die Plastizität unseres Gehirns und neue Lernerfahrungen stetig verbessert werden.

Wenn du selbst nicht weiterkommst, kannst du dir für das Erlernen verbesserter Selbstregulation auch einen traumasensiblen Coach oder Therapeuten suchen – aus meiner Sicht ist es wichtig, dass am Anfang der Aufbau einer sicheren Beziehung steht und dass der Körper (der von dem durch Trauma ein dysbalanciertes Nervensystem betroffen ist) in die Arbeit mit einbezogen wird. Durch immer wiederkehrende Co-Regulation (durch deine/n Begleiter/in) erlernst du Selbstregulation und gelangst so zurück zu Selbstermächtigung.

Selbstregulation zu erlernen ist eigentlich Körperarbeit – denn es bedeutet, immer besser die eigenen vegetativen Zustände einordnen und in der Folge auch beeinflussen zu können – ist eher mein Sympathikus (hilft beim Fliehen oder Kämpfen in anstrengenden und gefährlichen Situationen) oder mein Parasympathikus (aktiv beim Ausruhen, Schlafen oder bei Entspannungspausen) gerade aktiv bzw. bin ich gerade über- oder untererregt? Welcher vegetative Zustand verbirgt sich hinter meiner Kompensationsstrategie?

Suchthaftes Verhalten (z.B. übermäßiges Essen, Alkohol, Handy, Macht, Geld etc.) sind häufig Kompensationsstrategien, um sich von inneren Spannungszuständen abzulenken – man könnte dies auch als unzweckmäßige Selbstregulation bezeichnen, da wir uns damit natürlich auf Dauer nichts Gutes tun.

Je besser wir uns aber selbst regulieren können und selbst kennenlernen, desto besser können wir auch anderen Menschen guttun und desto eher gelingt es uns sogar vielleicht als Gesellschaft auch irgendwann, Phänomene systemischer und kollektiver Traumatisierungen (Krieg, transgenerationale Traumatisierungen, Rassismus etc.) ganz zu durchbrechen. Und das ist doch wirklich ein lohnenswertes Ziel…

,,Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ (Mahatma Gandhi, 1869-1948)

Hast du weitere Fragen – melde dich gerne bei mir

Achtsamkeit oder die Macht des Projektors in deinem Kopf

Wir leben in durchaus stürmischen Zeiten, in Zeiten der Transformation. Viele Themen können Ängste in uns triggern, polarisieren und zu zwischenmenschlicher Spaltung führen – Corona, Klimawandel, Inflation, Krieg… Wie schaffen wir es, bei uns zu bleiben, nicht in Panik zu verfallen und erst recht nicht unser Gegenüber anzugreifen? Angst ist meist eine unhinterfragte Projektion der Zukunft, ein Konstrukt, das nur in deinen Gedanken besteht und mit dem Hier und Jetzt in aller Regel wenig zu tun hat (es sei denn es steht tatsächlich ein hungriger Tiger vor dir).

,,In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten.“ (Mark Twain, 1835-1910)

Schau dich einmal dort um, wo du dich gerade befindest – was siehst du, was hörst du – jetzt? Schließe die Augen und öffne sie wieder – versuche präsent zu sein – gibt es jetzt, jetzt in diesem Moment irgendein Problem? In Wahrheit haben wir doch immer eine Wahl, die Wahl unserer Aufmerksamkeitslenkung und des Einnehmens einer Metaebene – denn du bist weder deine Gedanken, noch deine Gefühle – du bist das Bewusstsein, das dies alles wahrnehmen und beobachten kann. Das bedeutet Achtsamkeit – Achtsamkeit bedeutet, immer öfter aussteigen zu können aus deinem inneren Film und dich wieder im Hier und Jetzt verankern zu können. Durch deinen Körper, deine Sinneswahrnehmungen.

Deine Gedanken sind wie Wolken am Himmel. Sie kommen und gehen wieder vorbei.

Genauso ist es mit deinen Emotionen, die meistens ein Produkt deiner (auch unbewussten und unhinterfragten) Gedanken sind und umgekehrt. Je achtsamer wir werden, desto bewusster werden wir auch und desto eher kann es uns gelingen eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu setzen. Und dann können wir uns immer öfter fragen, ob wir nicht lieber aus unserer selbst gewählten Ohnmacht, unserem stressigen ,,Film“ aussteigen wollen um in einen anderen ,,Film“ zu springen. Gibt es auch noch andere Perspektiven? Möchte ich mich jetzt selber so mit meinen eigenen Gedanken stressen? Wunderbar verständlich erklärt das Daniele Ganser, ein Schweizer Historiker und Friedensforscher in folgendem Video:

Durch Übung in Achtsamkeit wird es uns als Menschheit auch eher möglich, Frieden zu bewahren und eben nicht in die Spaltung zu gehen, denn (wie Daniele Ganser ausführt) wir übernehmen die volle Verantwortung für unsere Gedanken und Gefühle. Beobachte also, was dein Gegenüber in dir auslöst und in welchen ,,Film“ du durch deinen Mitmenschen katapultiert wirst. Denn, auch wenn das echt schwer zu verinnerlichen ist: Nichts von dem was andere Menschen tun oder sagen hat etwas mit dir zu tun – es hat primär etwas mit Ihnen zu tun. Wenn sie dich mögen, ist das ihre Sache und wenn sie dich nicht mögen ist das auch ihre Sache.

Ein Beispiel (etwas, das mich zum Beispiel immer noch sehr triggert):

Dein Gegenüber findet, es sei eine gute Idee eine staatliche Impfpflicht einzuführen und damit in die körperliche Unversehrtheit der Bürger einzugreifen.

Zugegeben (auch aus meiner heutigen Sicht) schon ein ziemlich verwegener und, wie ich finde, durch und durch übergriffiger Gedanke. Du beobachtest, wie Wut in dir aufsteigt, die Gedanken beginnen zu rasen, dein Sympathikus wird aktiv und versetzt dich blitzschnell in einen Kampfmodus, Energie wird bereitgestellt. In diesen Momenten sollten wir achtsam sein und beobachten was der andere in uns getriggert hat. Das bedeutet nicht, dass wir uns selbst verlassen müssen, nicht unsere Meinung sagen dürfen und erst recht nicht, dass wir uns nicht wehren dürfen wenn wir angegriffen werden – es bedeutet primär, nicht auszuagieren, nicht in die Spaltung zu gehen, im schlimmsten Fall dem anderen nicht das Recht auf Leben zu verwehren – ja so schlimm kann es kommen, wenn wir nicht zuerst bei uns gucken. Auch Krieg ist eine Geisteskrankheit, eine sichtbar gewordene Spaltung, die auf kollektive Unbewusstheit zurückzuführen ist. Wenn wir denken, dass allein unser Gegenüber durch diese oder jene Überzeugung schuld ist, liegen wir meistens falsch. Denn du bist getriggert, du bist so verletzt. Bleibe ruhig und wundere dich beispielsweise über die Ansichten deines Gegenübers – wie interessant, dass du der Meinung bist… Wundere dich viel und oft, das ist immer gut. Wundere dich und dann beobachte deine Umgebung und stelle fest, was wirklich im Moment präsent ist und ob du es schaffst dich wieder im Hier und Jetzt zu verankern.

Hier sind die vier Spiegel-Gesetze (von Also Berti)

1. Spiegel-Gesetz

Alles was mich am anderen stört, ärgert, aufregt oder in Wut geraten lässt und ich anders haben will, habe ich selbst in mir. Alles was ich am anderen kritisiere oder sogar bekämpfe und verändern will, kritisiere, bekämpfe oder unterdrücke ich in Wahrheit in mir und hätte es gerne anders.

2. Spiegel-Gesetz

Wenn der andere mich kritisiert, bekämpft und verändern will und ich mich deswegen verletzt fühle, so betrifft es mich – ist dies in mir noch nicht erlöst. Meine gegenwärtige Persönlichkeit fühlt sich beleidigt – der Egoismus ist noch stark.

3. Spiegel-Gesetz

Alles was der andere an mir kritisiert und mir vorwirft oder anders haben will und bekämpft und mich dies nicht berührt, ist sein eigenes Bild, sein eigener Charakter, seine eigenen Unzulänglichkeiten, die er auf mich projiziert.

4. Spiegel-Gesetz

Alles, was mir am anderen gefällt, was ich an ihm liebe, bin ich selbst, habe ich selbst in mir und liebe dies im Anderen. Ich erkenne mich selbst im Anderen – in diesen Angelegenheiten sind wir eins.

,,Die projizierte Welt kannst du nicht ändern, wohl aber den Projektor, den Verstand. Achte einfach darauf, wann die Dinge aus dem Gleichgewicht geraten. Du musst das nicht erst mühsam herausfinden. Es gibt ein eingebautes Signal, das dich darauf aufmerksam macht – es heißt Stress.“ (Byron Katie)

Und sei auch vorsichtig mit deinem Gegenüber, weil du im Grunde nichts weißt. Du weißt nicht, warum jemand so ist wie er sich dir präsentiert. Ein elementarer Grundsatz des Hippokratischen Eides (eine ethische Richtlinie für Ärzte) besagt: Primum nil nocere, secundum cavere, tertium sanare, was soviel bedeutet wie: Zuallererst nicht schaden, zweitens vorsichtig sein und erst drittens heilen. Achte also zum Beispiel schon auf deine Worte, denn auch Worte können verletzen – die Seele.

Achtsamkeit ist aus meiner Sicht eine wichtige Säule nicht nur für die Integration eigener verletzter Anteile, sondern auch elementar wichtig für die Aufrechterhaltung von Frieden. Viele Krankenkassen bieten Zuschüsse bei Präventionskursen an, in denen man Achtsamkeit lernen kann. Ein sehr bekannter und wissenschaftlich gut untersuchter Kurs, in dem man Achtsamkeit lernen kann, ist MBSR – mindfulness-based-stress-reduction, ein Programm, was auf den Grundlagen buddhistischer Achtsamkeitsmeditation beruht und was zum Beispiel auch helfen kann, besser mit Schmerzen und Krankheit umzugehen.

Bei zertifizierten Anbietern gibt es in aller Regel eine Kostenbeteiligung durch deine Krankenkasse.

Schau einmal hier:

https://www.mbsr-verband.de/

Hast du Fragen – melde dich gerne bei mir!

Sozusagen grundlos vergnügt

Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen,

und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.

Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit.

Wenn Heckenrosen und Holunder blühen,

– dass Amseln flöten und dass Immen summen,

dass Mücken stechen und dass Brummer brummen,

dass rote Luftballons ins Blaue steigen,

dass Spatzen schwatzen und dass Fische schweigen.

Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht,

und dass die Sonne täglich neu aufgeht,

dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter

gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter.

Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehen,

man kann nicht alles mit dem Kopf verstehen.

Ich freue mich, das ist des Lebens Sinn,

ich freue mich vor allem, dass ich bin.

In mir ist alles aufgeräumt und heiter:

die Diele blitzt, das Feuer ist geschürt.

An solchem Tag erklettert man die Leiter,

die von der Erde in den Himmel führt.

Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,

weil er sich selber liebt – den Nächsten lieben.

Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne

und an das Wunder niemals ganz gewöhne,

dass alles so erstaunlich bleibt und neu.

Ich freue mich, dass ich… dass ich mich freu.

Mascha Kaléko (1907-1975)

Bitte, nenne mich bei meinem wahren Namen

Sag nicht, dass ich morgen scheide – denn ich bin noch gar nicht ganz da.

Schau: Jede Sekunde komme ich an, um zu werden

die Knospe am Frühlinszweig,

ein kleiner Vogel mit Flügeln, die noch nicht tragen,

im neuen Nest lern ich gerade erst singen,

eine Raupe im Herzen der Blume

und ein Juwel, verborgen im Stein.

Ich komme gerade erst an, um zu lachen und zu weinen,

mich zu fürchten und zu hoffen.

Der Schlag meines Herzens ist die Geburt und der Tod von allem, was lebt.

Ich bin die Eintagsfliege, die vielgestaltig schillert auf der Oberfläche des Flusses.

Bin auch der Vogel, der gerade noch rechtzeitig kommt,

die Fliege zu schnappen.

Ich bin der Frosch, der ganz zufrieden im klaren Wasser

des Teichs hin- und herschwimmt,

und bin die Schlange, die geräuschlos sich nähernd

vom Froschfraß lebt.

Ich bin das Kind aus Uganda, nur Haut und Knochen

mit Beinen so dünn wie Stöcke aus Bambus

und ich bin der Kaufmann, der tödliche Waffen

nach Uganda verkauft.

Ich bin das zwölfjährige Mädchen, Flüchtling in einem kleinen Boot,

das sich in den Ozean wirft, nachdem es von einem Seepiraten vergewaltigt wurde.

Und ich bin der Pirat, mein Herz ist noch nicht fähig, zu sehen und zu lieben.

Ich bin ein Mitglied des Politbüros mit reichlich Macht in meinen Händen,

und ich bin der Mann, der seine ,,Blutschuld“ an sein Volk zu zahlen hat,

langsam sterbend in einem Arbeitslager.

Meine Freude ist wie der Frühling,

so warm, dass sie die Blumen in allen Lebensformen erblühen lässt.

Mein Schmerz ist wie ein Fluss von Tränen, so voll, dass er die vier Meere füllt.

Bitte sprich mich mit meinem wahren Namen an, damit ich aufwachen kann,

und das Tor meines Herzens offenbleiben kann.

Das Tor des Mitgefühls.

(Thich Nhat Hanh)

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Lavendel-Herz-Auflage

Wenn wir Stress empfinden, ist wahrscheinlich gerade der sympathische Anteil unseres vegetativen Nervensystems (schau auch hier meinen Artikel zum vegetativen Nervensystem) aktiv. Alle Organfunktionen wie Atmung, Herzfrequenz, Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, Verdauung, Hormonsystem und Blutdruck werden Tag und Nacht vom vegetativen (autonomen) Nervensystem gesteuert. 

Wickel und Auflagen stellen wichtige Bestandteile der Naturheilkunde dar und eignen sich hervorragend zur Selbstfürsorge.

Das ätherische Öl des Lavendels trägt sehr zum Ausgleich des vegetativen Nervensystems bei. Generell können Pflanzen Menschen in emotionalen Momenten beistehen, als Tee oder Öl in einer Duftlampe oder eben als Auflage oder Wickel. Lavendel wirkt antidepressiv, beruhigend und aufbauend, es kann vor allem einen Ausgleich schaffen, wenn eine nervöse Überreiztheit besteht 

,,Wie jeder Wickel seinen Namen trägt, so hat er auch seine eigene Wirkung. Und wie die Wickel ganz verschieden voneinander sind, so sind auch die Wirkungen verschieden. Doch darin stimmen alle überein, dass sie auflösen, die kranken Stoffe selber aufnehmen, ausleiten und so die Natur verbessern.“ (Sebastian Kneipp)

Eine Lavendel-Herz-Auflage ist hilfreich bei folgenden Symptomen/Zuständen:

  • Bluthochdruck (hierdurch kann der Blutdruck allein um 20 mmHg gesenkt werden)
  • erhöhtem Puls
  • innerer Unruhe
  • Angst- und Panikattacken
  • Ein- und Durchschlafstörungen

Und so wird’s gemacht: 

Reibe die Herzgegend mit Lavendelöl (10%iges z.B. von Weleda oder WALA) ein und tauche ein Geschirrtuch in kaltes Wasser, wringe es aus und falte es in DinA4 Größe. Danach lege das nasse Geschirrtuch aufs Herz und decke es mit einem Frotteetuch ab.

Anwendungsdauer: mind. 30 Minuten

Alternative Art der Durchführung:

Ein dünnes Innentuch (z.B. ein Baumwolltuch) mit ca. 4-8 Tropfen Lavendelöl (10%iges) beträufeln, das Tuch erwärmen und auf den Brustkorb legen. Darüber ein oder zwei größere Tücher anordnen, z.B. ein Wolltuch oder dickeres Frotteetuch. 

Eine praktische Alternative (allerdings auch nicht ganz preiswert) sind die vorgefertigten Schlafschön Wickel Rose und Lavendel von Wachswerk. Atembeschwerden können mit dem Husten/Brust Wickel (mit Thymian) gelindert werden. Schau einmal hier: 

https://www.wachswerk.de/

Hab viel Freiheit, Licht und Liebe!

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