Warum Einsamkeit und Stress im Körper die Ursachen allen psychischen Leidens sind

Im Folgenden möchte ich einen Text von Gopal Norbert Klein mit dir teilen, in dem er erklärt warum es so etwas wie eigenständige psychische Krankheiten gar nicht gibt und warum das Wiederherstellen von sicherem Kontakt/Beziehungen auf Basis der Polyvagaltheorie zu persönlicher und gesellschaftlicher Transformation führt. Gopal hat ein eigenes Therapieverfahren zur Auflösung von Bindungs- und Entwicklungstrauma entwickelt, bei dem es darum geht aus der Kindheit stammende Gefahrenprojektion und die damit einhergehende Aktivierung im Körper durch Mitteilen im Hier und Jetzt schrittweise aufzulösen um so die Beziehungsfähigkeit zu verbessern. Am Ende des Textes findest du einen Link zu einem Youtube-Video indem er die Methode genauer erläutert.

https://www.traumaheilung.net/wp-content/uploads/Angst-Depression-Abh%C3%A4ngigkeit-Burnout.pdf

Es ist immer jemand da und Kontakt ist immer möglich 🙂

Fühlst du dich auch in diesen Zeiten manchmal ängstlich und einsam und hast Interesse an Kontakt und Austausch, komm zum Ehrlichen Mitteilen! Möchtest du eine sichere Begleitung auf Basis der Polyvagaltheorie mit fundierter Psychoedukation, biete ich dir sehr gerne Trauma- (Stress-)sensible Begleitung an!

Das Wunder der Co-Regulation

,,Ferkel?“, fragte Pooh.

,,Ja?“, sagte Ferkel.

,,Ich habe Angst“, sagte Pooh.

Einen Moment lang herrschte Schweigen.

,,Möchtest du darüber reden?“, fragte Ferkel, als Pooh nichts weiter zu sagen schien.

,,Ich habe einfach solche Angst“, platzte Pooh heraus. ,,So ängstlich. Denn ich habe nicht das Gefühl, dass die Dinge besser werden. Wenn überhaupt, habe ich das Gefühl, dass es schlimmer werden könnte. Die Menschen sind wütend, weil sie so viel Angst haben, und sie gehen aufeinander los, und es scheint keinen klaren Plan zu geben, wie man hier herauskommt, und ich mache mir Sorgen um meine Freunde und die Menschen, die ich liebe, und ich wünsche mir so sehr, dass ich sie alle in den Arm nehmen könnte, und oh, Ferkel! Ich habe solche Angst, und ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich mir wünsche, dass es nicht so wäre.“

Ferkel blickte nachdenklich in den blauen Himmel, der zwischen den Ästen der Bäume im Hundertmorgenwald hervorlugte, und hörte seinem Freund zu.

,,Ich bin hier“, sagte er schlicht. ,,Ich höre dich, Pooh. Und ich bin hier.“

Einen Moment lang war Pooh perplex.

,,Aber… willst du mir nicht sagen, dass ich nicht so dumm sein soll? Dass ich aufhören soll, mich in einen Zustand zu versetzen und mich zusammenreißen soll? Dass es im Moment für alle schwer ist?“

,,Nein“, sagte Ferkel, ganz entschieden. ,,Nein, ich werde ganz bestimmt nichts von alledem tun.“

,,Aber…“, sagte Pooh.

,,Ich kann die Welt jetzt nicht ändern“, fuhr Ferkel fort. ,,Und ich werde dich auch nicht mit Plattitüden darüber beglücken, dass alles gut werden wird, denn das weiß ich nicht. Was ich aber tun kann, Pooh, ist, dafür zu sorgen, dass du weißt, dass ich hier bin. Und dass ich immer hier sein werde, um zuzuhören, dich zu unterstützen und dir zu sagen, dass du gehört wirst. Ich kann diese ängstlichen Gefühle nicht verschwinden lassen, nicht wirklich. Aber ich kann dir versprechen, dass du diese ängstlichen Gefühle niemals alleine fühlen musst, solange ich noch Atem in meinem Körper habe.“

Und es war seltsam, denn noch während Ferkel das sagte, spürte Pooh, wie einige dieser ängstlichen Gefühle begannen, sich in den Wald zu verkriechen, eingeschüchtert von seinem Freund, der stur neben ihm saß.

Pooh dachte, er sei noch nie so dankbar gewesen, Ferkel in seinem Leben zu haben.

(aus Winnie the Pooh, A.A.Milne)

Erster NI-Kongress in Seeheim-Jugenheim: Die Sanften kommen in den Garten, die Harten müssen draußen warten…

Am Wochenende vom 08. auf den 09.07.2023 fand in Seeheim-Jugenheim unter dem Motto ,,Grow and Connect“ der erste NI-Kongress statt. NI steht für Neurosystemische Integration und beinhaltet die aktuellen Essenzen aus Psychotraumatologie, Neurobiologie und systemischer Therapie. Der Begriff wurde von der Traumaexpertin Verena König geprägt, die aus den Essenzen der oben genannten Fachgebiete eine wirklich sehr zu empfehlende Ausbildung kreiert hat, die Heilsames in die Welt bringen soll, um uns (auch kollektiv) aus immer wiederkehrenden destruktiven Dynamiken zu befreien.

Viele Menschen aus ganz Deutschland (und sogar aus der Schweiz und Österreich), die gerade diese Ausbildung absolviert haben oder darüber nachdenken sie zu machen, trafen sich an diesem Wochenende um einander kennenzulernen und ein gemeinsames Feld der Verbundenheit zu kreieren.

Verena König

Am Samstag wurde das Programm von Verena König gestaltet und unsere Lübecker Kleingruppe erhielt besondere Aufmerksamkeit, da meine Kollegin Christina Königs (immerhin unter 300 Kongressteilnehmern!) den Mut aufbrachte auf der Bühne von ihren eigenen Prozessen im Rahmen der Arbeit mit NI und auch der Ausbildung zur traumasensiblen Begleiterin zu berichten. Dies wurde vom Publikum sehr anerkennend honoriert. Kleingruppen werden während der Ausbildung lokal gegründet, um innerhalb der Module die verpflichtend zu absolvierenden Übungen zur Selbst- und Co-Regulation bzw. auch zur immer tiefergehenden Selbsterfahrung, durchzuführen. Das Programm wurde an diesem Tag abgerundet durch fantastische Live-Musik.

Am Sonntag folgten dann ein Vortrag zur Epigenetik sowie ein Vortrag der international bekannten Psychotherapeutin Michaela Huber. Epigenetik beschreibt ein relativ junges Forschungsgebiet, indem es darum geht, dass wir nicht (wir früher angenommen) unseren Genen ,,ausgeliefert“ sind, sondern dass wir durch eigenverantwortliches Handeln trotz bestimmter Prädispositionen gesund und fit bleiben können. Im Sinne der Ganzheitlichkeit ist es hier jedoch wieder wichtig sich nicht auf sogenannte Experten zu verlassen, sondern sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Michaela Huber während der Podiumsdiskussion

Im Vortrag von Michaela Huber ging es ebenfalls um Trauma-Dynamiken und individuellen Wege hinaus. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde auch über die derzeit in vielen Teilen destruktive gesellschaftliche Lage und die schlimmen zurückliegenden 3 Corona-Jahre diskutiert, in denen sich unser Staat fälschlicherweise zur ,,Nanny“ aufgeschwungen habe (Zitat Michaela Huber) und damit die Grenzen vieler Bürger deutlich überschritten hat (Stichwort Impfdruck). Diese deutlichen Worte stießen besonders in mir auf große Resonanz, da ich diese verhängnisvollen Übergriffigkeiten genauso empfunden habe und mich auch im Nachhinein noch die Bosheit des ständigen Verbreitens von Angst und die dadurch zu erreichende zwischenmenschliche Spaltung entsetzt. Auch die in der Überschrift stehenden Worte zu den Sanften unter uns, stammen von Michaela Huber. Ein weiterer Ratschlag von Michaela Huber: Man solle nur noch loyale Menschen auf die eigene Terrasse lassen – für sie sei das die Essenz der letzten 3 Jahre. Genauso sieht es aus.

Hier noch ein paar weitere Essenzperlen für eine schöne Zukunft:

Alles in allem hatten wir bei strahlendem Sonnenschein ein fantastisches Wochenende im Lufthansa Kongresszentrum mit leckerer Verköstigung und vielen netten Menschen.

Übrigens gibt es in Lübeck nach der letzten Ausbildungsrunde jetzt mehrere (aus meiner Sicht alle zu empfehlende) zertifizierte NI-Begleiterinnen. Möchtest du hier Kontakte, kannst du dich gerne bei mir melden. Wir vergeben im Gegensatz zur herkömmlichen Psychotherapie keine stigmatisierenden Diagnosen (ein aus meiner Sicht unsägliches System), die Haltung ist grundlegend wohlwollend, respektvoll und achtsam und die Beziehung zwischen Begleiter und zu Begleitendem steht im Vordergrund. Es gilt stets das ,,Prinzip des Guten Grundes“, welches davon ausgeht, dass eine Person im Verlauf ihres Lebens bestimmte Verhaltensstrategien entwickelt hat, um mit belastenden und herausfordernden Situationen besser umgehen zu können. Diese Annahme schließt Pathologisieren und Verurteilung aus, d.h. das vielleicht auch irritierende Verhaltensweisen immer vor einem lebensgeschichtlichen Hintergrund verstanden werden. Ich persönlich lehne die derzeit gängige Praxis des schnellen Verordnens von Psychopharmaka ebenfalls strikt ab.

Möchtest du mehr zur Ausbildung erfahren, dann schau einmal hier:

https://verenakoenig.de/akademie/fortbildung/neurosystemische-integration-traumasensibles-coaching

Mehr zur Arbeit von Michaela Huber, die auch ihr Wissen in einer eigenen Akademie weitergibt, findest du hier:

Die Macht der eigenen Ressourcen erkennen

Wie ich schon in meinem Artikel über Achtsamkeit (schau einmal hier) geschrieben habe, entstehen Angst und Furcht oft durch ein unhinterfragtes, unbewusstes Bild der Zukunft und haben in der Regel nichts mit der Gegenwart zu tun. Schrittweises Einüben von Achtsamkeit erhöht unsere Fähigkeit, immer öfter im Hier und Jetzt zu verweilen und uns aus unserem Kopfkino zurück in die Gegenwart zu holen.

Wichtige Hilfsmittel, um uns immer wieder mit dem Hier und Jetzt zu verbinden (sozusagen Brücken zum Hier und Jetzt zu schlagen), ist nicht nur das Erlernen von Achtsamkeit, sondern auch die eigenen Ressourcen (oder auch Kraft- oder Energiequellen) zu erkennen und zu fördern. Ressourcen sind innere und äußere Anker, die ein gefühltes Erleben von Regulation, Sicherheit oder auch Wohltat ermöglichen. Schöne Gegenstände als äußere Anker im Raum zur Verbindung mit dem Hier und Jetzt (welche Gefühle lösen diese Gegenstände in deinem Körper aus?):

Sich der eigenen Ressourcen bewusst zu werden und diese regelmäßig zu nutzen, kann eine enorme Kratftquelle für das Bewahren eines Gefühls von wahrer Selbst-Verbundenheit, Integrität und Präsenz sein, was uns letztlich hilft, in der Gegenwart zu verbleiben.

Welche Ressourcen gibt es?

Grundsätzlich lassen sich 3 verschiedene Arten von Ressourcen unterscheiden

  • innere (interne)
  • äußere (externe)
  • und Ressourcen, welche die Beziehung betreffen (relationale)

Selbstregulation und Regeneration durch Energiequellen

Das Erforschen und Sammeln deiner Ressourcen ist sehr lohnenswert, denn unsere ganz persönlichen Energiequellen zu kennen, hilft uns in gestressten, dysregulierten Zuständen, unser Nervensystem wieder ins Hier und Jetzt zu bringen, den Parasympathikus zu aktivieren und so zur Regeneration beizutragen. Dadurch erhöht sich unsere Lebensqualität enorm, psychische und physische Gesundheit werden gestärkt. Überlege nun einmal welche Ressourcen du in deinem Leben ausfindig machen kannst und sammle sie (zum Beispiel in einer schönen Box – s. Foto).

Äußere Ressourcen können sein:

Orte (bei mir ist das zum Beispiel das Meer und Lübeck, die Stadt in der ich lebe und die ich aufgrund ihrer Schönheit sehr schätze), Tätigkeiten/Hobbies (vielleicht bist du ja völlig präsent wenn du häkelst? ;-)), finanzielle Mittel, eine Arbeit, die Freude macht (ich finde zum Beispiel meinen Beruf als Ärztin sehr sinnstiftend, wenn ich auch von unserem Gesundheitssystem nichts halte), Musik, sinnliche Genüsse, die Natur im allgemeinen (der Aufenthalt in der Natur hat meistens einen regulierenden Effekt auf unser Nervensystem),…

Alles, was in uns selbst als Kraftquelle existiert, bezeichnet man als innere Ressource. Dazu gehören:

Ideen, Neigungen, Fähigkeiten (ich habe zum Beispiel eine blühende Phantasie und eine gute Vorstellungskraft), Visionen und Ziele (eines meiner Ziele ist es nach meinen Werten zu leben – auch hier lohnt es sich Gedanken zu machen – was sind deine Werte, wo orientierst du dich nur am Außen und passt dich an), Eigenschaften, erfolgreiche Strategien, alle positiven Erinnerungen, Erfahrungen (z.B. das sich Vergegenwärtigen aller bereits gemeisterter Hürden), innere Haltung (auch hier spielen Werte meines Erachtens eine große Rolle), angenehme Körperempfindungen (sog. Körperressourcen – z.B. sich mit etwas Duftendem eincremen), die eigenen Talente und Stärken,…

Ganz wichtig sind natürlich auch relationale Ressourcen – also Ressourcen, die durch die vertrauensvolle Verbindung zu anderen Wesen bestehen. Irgendein spiritueller Lehrer sagte einmal: ,,Willst du weise werden, kümmere dich um andere.“ Denn der Kontakt zu anderen Menschen lässt uns wahrnehmen, dass unsere Existenz im Leben eines Anderen einen wohltuenden Unterschied macht und dass wir nicht alleine sind. Welche relationalen Ressourcen gibt es in deinem Leben? Familie, Partner, Freunde, Tiere, ein guter Coach oder Therapeut?

Basteln mit der Familie (ventral-vagale Aktivierung bzw. Mischung aus relationaler und äußerer Ressource)

Die eigenen Energiequellen zu kennen und zu pflegen ist wichtig, insbesondere für Menschen mit Traumafolgen (aber natürlich auch für alle anderen), denn hier hängt das Gehirn mit dem Erleben und Empfinden häufig in der Vergangenheit, wir empfinden die Gegenwart als unsicher, da unser Nervensystem dauerhaft nach Gefahren Ausschau hält, um uns zu schützen.

Kraftquellen bauen also zusammenfassend Brücken zu Zuversicht, Motivation, Kreativität, Lebensfreude, Verbundenheit und Lebendigkeit.

,,Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“(Friedrich Nietzsche)

Ressourcen in der traumasensiblen Prozessbegleitung

Auch in der traumasensiblen Prozessbegleitung (traumasensibles Coaching) sind Ressourcen unverzichtbar, denn sie ermöglichen das Hin- und Herpendeln zwischen den traumaassoziierten (mit Hochstress) verknüpften Körperempfindungen/ Bildern und der regulierend wirkenden Ressource. So kannst du Schritt für Schritt durch das Pendeln mehr Selbstregulation erlernen (insbesondere in getriggerten Situationen) und dadurch entstehen wieder neue Ressourcen und immer mehr Lebensqualität.

,,Das Vermögen unsere Aufmerksamkeit zu lenken, birgt die Kraft in sich, die Struktur unsere Gehirns umzuformen.“ (Daniel Siegel in Mindsight)

Verkörperung von Ressourcen

Ressourcen helfen nur dann, wenn sie nicht nur als Idee in deinem Kopf vorhanden sind, sondern wenn sie aktiv in deinem Körper spürbar werden – das kann man üben und bedeutet, dass das Pendeln in die Entspannung durch die gewählte Ressource auch zu fühlen ist und dadurch nach und nach wieder mehr Regulation im Nervensystem/Körper entsteht. Wo spürst du die Ressource in deinem Körper? Wie würde es sich anfühlen, wenn du das spüren könntest? Manche Menschen tragen vielleicht gerade so viel Last oder stehen vor so großen Herausforderungen, dass sie gar keine Ressourcen wahrnehmen können – da hilft die Schulung eines ressourcenorientierten Blickes – alleine die Fähigkeit, sich selbst versorgen zu können, ist eine enorme Ressource…

Dein Ressourcicum

Um dir deiner Ressourcen immer bewusster zu werden, kannst du ein sogenanntes Ressourcicum anlegen. Suche dir ein schönes Behältnis (s. Foto ganz oben) und fülle es nach und nach mit immer mehr Dingen, die dir gut tun – z.B. deine Lieblingsschokolade, dein Lieblingstee, Seifenblasen, schöne Meditationen, Erinnerungsfotos, Zettel, auf denen du weitere Ressourcen (z.B. schöne Erinnerungen oder innere Ressourcen) notierst, schöne Gedichte, aufbauende Worte – dies alles sind gleichzeitig auch Aufforderungen, dich an deinen unversehrten Wesenskern zu erinnern… Mit der Zeit entsteht so ein wunderbarer Fundus an Hilfsmitteln. Und stelle dir immer wieder die Frage: Wo im Körper kannst du die Ressource spüren? Wenn Sie eine Farbe hätte, welche wäre das?

Nun kannst du üben – welcher deiner Ressourcen kannst du dich heute noch widmen – wo spürst du das Wohltuende dieser Ressource im Körper oder wie fühlst du die Entspannung?

Viel Spaß beim Üben….

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