Moderne Traumatherapie – Regulation durch Mitteilen von Gefühlen in Beziehung
,,Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18,20)
Mit Psychotherapie und der Abgabe von Eigenverantwortung wird viel Geld verdient. Allein das eigentlich heilsame daran – der sichere bedingungslos wohlwollende Kontakt zu einem anderen Menschen (die ,,korrigierende“ Beziehungserfahrung) – wird dabei selten in den Fokus genommen. Wir unterhalten uns über mentale Kinoprojektionen, es wird in der Vergangenheit rumgewühlt und auf Lehrbuchkonzepte zurückgegriffen. Die ,,scheinbaren“ Probleme des Patienten im Außen wirken saugend auf den Therapeuten – er schaltet irgendwann innerlich ab und wird dafür gut bezahlt. Der eigentlichen Ursache vieler Leiden – Bindungs- und Entwicklungstrauma – sind sich viele Therapeuten nicht einmal bewusst, da sie das System, dass auf diesen ,,Störungen“ aufbaut, mit bedienen und nicht selten ihr eigenes Bedürfnis nach Nähe in Form eines Pseudokontaktes über die therapeutische Rolle befriedigen. Was aber wenn der Therapeut ,,gestört“ ist? In einer narzisstisch-normopathischen Gesellschaft nicht unwahrscheinlich – Selbst-Erhöhung durch Therapie anderer.
Dabei geht es eigentlich immer um die Beziehung/ den Konatkt an sich, auf (unbewusst aus der Kindheit stammende) projizierte Gefahr bei zwischenmenschlicher Nähe und der damit einhergehenden Aktivierung im Organismus. Mit den neurophysiologischen Auswirkungen von frühen Stresserfahrungen im Körper und der möglichen Dysregulation/dauerhaften Aktivierung des autonomen Nervensystems kennen sich leider die allerwenigsten aus. Im besten Fall verschlechtert sich die Situation des Patienten dadurch nicht, im schlimmsten Fall und nicht selten kommt es zu Verschlechterung (indem altes Traumamaterial hochgespült wird), durch stigmatisierende Diagnosen und Psychopharmaka zu Opfern eines in sich gestörten gesellschaftlichen Systems, dass Kontakt und Nähe nurmehr über Rollenspiele (Therapeut/Patient) zulässt und sich ansonsten hinter FFP2-Masken/Plexiglasscheiben versteckt und das Gegenüber als potenziell gefährliche Virenschleuder sieht. Auf der Kompensation von (oft bereits in der Kindheit im Nervensystem angelegtem) Stress durch destruktive Beziehungsmuster/Konkurrenzdenken basieren ganze Wirtschaftszweige und weite Teile unseres kapitalisierten Gesundheitssystems.
In meiner kleinen neu eröffneten Privatpraxis für trauma- (stress-)sensible Begleitung biete ich EM (Ehrliches Mitteilen) an. EM ist ein Selbsthilfetool, welches durch den Traumatherapeuten Gopal Norbert Klein entwickelt wurde. Anstatt uns zu betäuben oder unsere nicht integrierten Emotionen (Wut und Trauer) auszuagieren oder weiter zu unterdrücken, lernen wir sie mitzuteilen. Durch diese ,,korrigierende Beziehungserfahrung“ (der Erfahrung, dass unser Gegenüber trotzdem die Beziehung nicht beendet) wird es ruhiger in uns und damit gleichzeitig auch im Außen. EM findet in einer Gruppe mit max. 6 Personen statt. Es liegt im Interesse der Idee, dass auch andere Gruppenmitglieder mal für einen Abend die ,,Leitung“ übernehmen, damit möglichst viele lokale Gruppen entstehen. Dazu lade ich herzlich ein.
Ehrliches Mitteilen Lübeck
Ich biete EM montags um 18:30 an und freue mich über jeden Interessenten.
Folgendes sehr inspirierende Interview mit Jens Lehrich und Gopal Norbert Klein möchte ich dir für weitere Informationen ans Herz legen:
Und hier noch eine wunderbare Anleitung, um dein Mitgefühl zu wecken, auch wenn dich gerade jemand vielleicht sehr triggert:
Erster NI-Kongress in Seeheim-Jugenheim: Die Sanften kommen in den Garten, die Harten müssen draußen warten…
Am Wochenende vom 08. auf den 09.07.2023 fand in Seeheim-Jugenheim unter dem Motto ,,Grow and Connect“ der erste NI-Kongress statt. NI steht für Neurosystemische Integration und beinhaltet die aktuellen Essenzen aus Psychotraumatologie, Neurobiologie und systemischer Therapie. Der Begriff wurde von der Traumaexpertin Verena König geprägt, die aus den Essenzen der oben genannten Fachgebiete eine wirklich sehr zu empfehlende Ausbildung kreiert hat, die Heilsames in die Welt bringen soll, um uns (auch kollektiv) aus immer wiederkehrenden destruktiven Dynamiken zu befreien.
Viele Menschen aus ganz Deutschland (und sogar aus der Schweiz und Österreich), die gerade diese Ausbildung absolviert haben oder darüber nachdenken sie zu machen, trafen sich an diesem Wochenende um einander kennenzulernen und ein gemeinsames Feld der Verbundenheit zu kreieren.
Am Samstag wurde das Programm von Verena König gestaltet und unsere Lübecker Kleingruppe erhielt besondere Aufmerksamkeit, da meine Kollegin Christina Königs (immerhin unter 300 Kongressteilnehmern!) den Mut aufbrachte auf der Bühne von ihren eigenen Prozessen im Rahmen der Arbeit mit NI und auch der Ausbildung zur traumasensiblen Begleiterin zu berichten. Dies wurde vom Publikum sehr anerkennend honoriert. Kleingruppen werden während der Ausbildung lokal gegründet, um innerhalb der Module die verpflichtend zu absolvierenden Übungen zur Selbst- und Co-Regulation bzw. auch zur immer tiefergehenden Selbsterfahrung, durchzuführen. Das Programm wurde an diesem Tag abgerundet durch fantastische Live-Musik.
Am Sonntag folgten dann ein Vortrag zur Epigenetik sowie ein Vortrag der international bekannten Psychotherapeutin Michaela Huber. Epigenetik beschreibt ein relativ junges Forschungsgebiet, indem es darum geht, dass wir nicht (wir früher angenommen) unseren Genen ,,ausgeliefert“ sind, sondern dass wir durch eigenverantwortliches Handeln trotz bestimmter Prädispositionen gesund und fit bleiben können. Im Sinne der Ganzheitlichkeit ist es hier jedoch wieder wichtig sich nicht auf sogenannte Experten zu verlassen, sondern sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Im Vortrag von Michaela Huber ging es ebenfalls um Trauma-Dynamiken und individuellen Wege hinaus. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde auch über die derzeit in vielen Teilen destruktive gesellschaftliche Lage und die schlimmen zurückliegenden 3 Corona-Jahre diskutiert, in denen sich unser Staat fälschlicherweise zur ,,Nanny“ aufgeschwungen habe (Zitat Michaela Huber) und damit die Grenzen vieler Bürger deutlich überschritten hat (Stichwort Impfdruck). Diese deutlichen Worte stießen besonders in mir auf große Resonanz, da ich diese verhängnisvollen Übergriffigkeiten genauso empfunden habe und mich auch im Nachhinein noch die Bosheit des ständigen Verbreitens von Angst und die dadurch zu erreichende zwischenmenschliche Spaltung entsetzt. Auch die in der Überschrift stehenden Worte zu den Sanften unter uns, stammen von Michaela Huber. Ein weiterer Ratschlag von Michaela Huber: Man solle nur noch loyale Menschen auf die eigene Terrasse lassen – für sie sei das die Essenz der letzten 3 Jahre. Genauso sieht es aus.
Hier noch ein paar weitere Essenzperlen für eine schöne Zukunft:
Alles in allem hatten wir bei strahlendem Sonnenschein ein fantastisches Wochenende im Lufthansa Kongresszentrum mit leckerer Verköstigung und vielen netten Menschen.
Übrigens gibt es in Lübeck nach der letzten Ausbildungsrunde jetzt mehrere (aus meiner Sicht alle zu empfehlende) zertifizierte NI-Begleiterinnen. Möchtest du hier Kontakte, kannst du dich gerne bei mir melden. Wir vergeben im Gegensatz zur herkömmlichen Psychotherapie keine stigmatisierenden Diagnosen (ein aus meiner Sicht unsägliches System), die Haltung ist grundlegend wohlwollend, respektvoll und achtsam und die Beziehung zwischen Begleiter und zu Begleitendem steht im Vordergrund. Es gilt stets das ,,Prinzip des Guten Grundes“, welches davon ausgeht, dass eine Person im Verlauf ihres Lebens bestimmte Verhaltensstrategien entwickelt hat, um mit belastenden und herausfordernden Situationen besser umgehen zu können. Diese Annahme schließt Pathologisieren und Verurteilung aus, d.h. das vielleicht auch irritierende Verhaltensweisen immer vor einem lebensgeschichtlichen Hintergrund verstanden werden. Ich persönlich lehne die derzeit gängige Praxis des schnellen Verordnens von Psychopharmaka ebenfalls strikt ab.
Möchtest du mehr zur Ausbildung erfahren, dann schau einmal hier:
https://verenakoenig.de/akademie/fortbildung/neurosystemische-integration-traumasensibles-coaching
Mehr zur Arbeit von Michaela Huber, die auch ihr Wissen in einer eigenen Akademie weitergibt, findest du hier:
Ehrliches Mitteilen in Lübeck
,,Ich schämte mich, als ich bemerkte, dass das Leben ein Maskenball ist, und ich mit meinem wahrem Gesicht teilgenommen habe.“ (Franz Kafka)
Dieses sehr zum Nachdenken einladende Zitat spiegelt gleichzeitig das gesellschaftliche System, in dem wir uns bewegen. Denn wo dürfen wir uns noch so zeigen wie wir wirklich sind und wissen wir eigentlich überhaupt noch wer wir sind? Wo finden wir sichere Räume, die uns zu Kontakt und Verbundenheit jenseits unserer antrainierten Masken einladen? Wo können wir uns noch gegenseitig auf Augenhöhe und ohne Hierarchie begegnen ohne Angst vor Übergriffen zu haben?
Ehrliches Mitteilen will solche Räume schaffen.
Was ist Ehrliches Mitteilen?
Ehrliches Mitteilen ist eine Kommunikationsmethode, bei der es darum geht, in einem sicheren Rahmen in einen nährenden Austausch mit anderen Menschen zu kommen. Es geht dabei gerade nicht darum uns irgendwelche Geschichten aus der Vergangenheit oder der Zukunft zu erzählen, sondern lediglich darum, das mitzuteilen, was im Hier und Jetzt in uns aufsteigt.
Durch festgelegte Satzanfänge wird eine ,,innere Distanz“ zu den Inhalten geschaffen. Durch die Erfahrung, dass unsere Gegenüber uns wertfrei, achtsam und zu 100%zugewandt zuhören, reguliert und entspannt sich unser Nervensystem, welches durch unser modernes Leben (wo wir uns häufig hinter Rollen verstecken müssen) einen Großteil des Tages in einem sympathikotonen (angespannten) Zustand ist. Wir werden gesehen, gehört und wahrgenommen jenseits von Konzepten und Bewertungen und jenseits von Rollenspielen.
Ehrliches Mitteilen zur Selbst- und Gruppenregulation
Ehrliches Mitteilen ermöglicht das Mitteilen von Körperempfindungen, Gefühlen und Gedanken in einer haltgebenden Struktur und ohne Grenzüberschreitung. Dies führt nicht nur zur Regulation des Einzelnen, sondern auch zur Gruppenregulation – denn von den Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen eines anderen Menschen zu hören, macht es sehr schwer diesen als Feind zu betrachten – auch wenn der Blick desjenigen, der spricht, uns vielleicht gerade an eine Bezugsperson aus unserer Kindheit erinnert, mit der wir schlechte Erfahrungen gemacht haben – so wird unser Betriebssystem (Gehirn) nach und nach upgedatet und unsere Gegenüber als sicher eingestuft. Sicherheit ist eine grundlegende Voraussetzung für Entspannung. Lebensfreude und Energie nehmen zu – wir stärken unsere Selbstwirksamkeit und Abgrenzungsfähigkeit.
Das Mitteilen dieser Ebenen bedarf vielleicht am Anfang etwas Übung, die Methode ermöglicht aber in einem ruhigen, friedvollen Raum tief entspannende und anhaltend harmonisierende Selbsterfahrung. So wird nicht nur die allgemeine Friedfertigkeit gefördert, sondern wir beugen auch stressbedingten Erkrankungen vor. Ein weiterer großer Vorteil: die Gruppe ist autonom und kommt ohne Therapeuten aus. Ich achte lediglich darauf, dass die Struktur eingehalten wird.
Wie kam Ehrliches Mitteilen in die Welt?
Ehrliches Mitteilen wurde vor einigen Jahren durch den Traumatherapeuten Gopal Norbert Klein ins Leben gerufen. Trauma ist im weitesten Sinne Stress und Stress entsteht, wenn unser Nervensystem aktiviert ist und sich dauerhaft in einer Hab-Acht-Stellung befindet. Oft entstehen diese Stressmuster schon in der Kindheit, denn die allermeisten Menschen haben als Kind die Erfahrung gemacht, dass die engen Bezugspersonen mit dem Äußern bestimmter Gefühlsregungen nicht angemessen umgehen konnten. Da wir damals auf die Bindung zu unseren Eltern angewiesen waren, mussten wir einen Teil von uns unterdrücken und tragen diese Beziehungsmuster unbewusst ins Erwachsensein – der Stress kann sich erst lösen, wenn unser Gehirn nach und nach merkt, dass die Kindheit vorbei ist und wir heute für uns selbst sorgen können.
,,Das Ausmass an Glück in unserem Leben entspricht exakt dem Ausmass an Verbindung, die wir zu anderen Menschen haben. Und das Ausmass an Verbindung wird durch die Tiefe der Ebenen bestimmt, über die wir uns austauschen können. Verbindung ist das Glück, was wir suchen!“ (Gopal Norbert Klein)
In dieser schönen EM-Broschüre findest du weitere Informationen über die Hintergründe von EM:
Informationen zu der Arbeit von Gopal Norbert Klein findest du hier:
Möchtest auch du Teil dieser simplen und kraftvollen Erfahrung sein und mit anderen Menschen in einen achtsamen, sicheren Kontakt kommen, dann melde dich gerne unter [email protected] – wir treffen uns montags um 18:30 zum EM in Lübeck.
Die Macht der eigenen Ressourcen erkennen
Wie ich schon in meinem Artikel über Achtsamkeit (schau einmal hier) geschrieben habe, entstehen Angst und Furcht oft durch ein unhinterfragtes, unbewusstes Bild der Zukunft und haben in der Regel nichts mit der Gegenwart zu tun. Schrittweises Einüben von Achtsamkeit erhöht unsere Fähigkeit, immer öfter im Hier und Jetzt zu verweilen und uns aus unserem Kopfkino zurück in die Gegenwart zu holen.
Wichtige Hilfsmittel, um uns immer wieder mit dem Hier und Jetzt zu verbinden (sozusagen Brücken zum Hier und Jetzt zu schlagen), ist nicht nur das Erlernen von Achtsamkeit, sondern auch die eigenen Ressourcen (oder auch Kraft- oder Energiequellen) zu erkennen und zu fördern. Ressourcen sind innere und äußere Anker, die ein gefühltes Erleben von Regulation, Sicherheit oder auch Wohltat ermöglichen. Schöne Gegenstände als äußere Anker im Raum zur Verbindung mit dem Hier und Jetzt (welche Gefühle lösen diese Gegenstände in deinem Körper aus?):
Sich der eigenen Ressourcen bewusst zu werden und diese regelmäßig zu nutzen, kann eine enorme Kratftquelle für das Bewahren eines Gefühls von wahrer Selbst-Verbundenheit, Integrität und Präsenz sein, was uns letztlich hilft, in der Gegenwart zu verbleiben.
Welche Ressourcen gibt es?
Grundsätzlich lassen sich 3 verschiedene Arten von Ressourcen unterscheiden
- innere (interne)
- äußere (externe)
- und Ressourcen, welche die Beziehung betreffen (relationale)
Selbstregulation und Regeneration durch Energiequellen
Das Erforschen und Sammeln deiner Ressourcen ist sehr lohnenswert, denn unsere ganz persönlichen Energiequellen zu kennen, hilft uns in gestressten, dysregulierten Zuständen, unser Nervensystem wieder ins Hier und Jetzt zu bringen, den Parasympathikus zu aktivieren und so zur Regeneration beizutragen. Dadurch erhöht sich unsere Lebensqualität enorm, psychische und physische Gesundheit werden gestärkt. Überlege nun einmal welche Ressourcen du in deinem Leben ausfindig machen kannst und sammle sie (zum Beispiel in einer schönen Box – s. Foto).
Äußere Ressourcen können sein:
Orte (bei mir ist das zum Beispiel das Meer und Lübeck, die Stadt in der ich lebe und die ich aufgrund ihrer Schönheit sehr schätze), Tätigkeiten/Hobbies (vielleicht bist du ja völlig präsent wenn du häkelst? ;-)), finanzielle Mittel, eine Arbeit, die Freude macht (ich finde zum Beispiel meinen Beruf als Ärztin sehr sinnstiftend, wenn ich auch von unserem Gesundheitssystem nichts halte), Musik, sinnliche Genüsse, die Natur im allgemeinen (der Aufenthalt in der Natur hat meistens einen regulierenden Effekt auf unser Nervensystem),…
Alles, was in uns selbst als Kraftquelle existiert, bezeichnet man als innere Ressource. Dazu gehören:
Ideen, Neigungen, Fähigkeiten (ich habe zum Beispiel eine blühende Phantasie und eine gute Vorstellungskraft), Visionen und Ziele (eines meiner Ziele ist es nach meinen Werten zu leben – auch hier lohnt es sich Gedanken zu machen – was sind deine Werte, wo orientierst du dich nur am Außen und passt dich an), Eigenschaften, erfolgreiche Strategien, alle positiven Erinnerungen, Erfahrungen (z.B. das sich Vergegenwärtigen aller bereits gemeisterter Hürden), innere Haltung (auch hier spielen Werte meines Erachtens eine große Rolle), angenehme Körperempfindungen (sog. Körperressourcen – z.B. sich mit etwas Duftendem eincremen), die eigenen Talente und Stärken,…
Ganz wichtig sind natürlich auch relationale Ressourcen – also Ressourcen, die durch die vertrauensvolle Verbindung zu anderen Wesen bestehen. Irgendein spiritueller Lehrer sagte einmal: ,,Willst du weise werden, kümmere dich um andere.“ Denn der Kontakt zu anderen Menschen lässt uns wahrnehmen, dass unsere Existenz im Leben eines Anderen einen wohltuenden Unterschied macht und dass wir nicht alleine sind. Welche relationalen Ressourcen gibt es in deinem Leben? Familie, Partner, Freunde, Tiere, ein guter Coach oder Therapeut?
Die eigenen Energiequellen zu kennen und zu pflegen ist wichtig, insbesondere für Menschen mit Traumafolgen (aber natürlich auch für alle anderen), denn hier hängt das Gehirn mit dem Erleben und Empfinden häufig in der Vergangenheit, wir empfinden die Gegenwart als unsicher, da unser Nervensystem dauerhaft nach Gefahren Ausschau hält, um uns zu schützen.
Kraftquellen bauen also zusammenfassend Brücken zu Zuversicht, Motivation, Kreativität, Lebensfreude, Verbundenheit und Lebendigkeit.
,,Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“(Friedrich Nietzsche)
Ressourcen in der traumasensiblen Prozessbegleitung
Auch in der traumasensiblen Prozessbegleitung (traumasensibles Coaching) sind Ressourcen unverzichtbar, denn sie ermöglichen das Hin- und Herpendeln zwischen den traumaassoziierten (mit Hochstress) verknüpften Körperempfindungen/ Bildern und der regulierend wirkenden Ressource. So kannst du Schritt für Schritt durch das Pendeln mehr Selbstregulation erlernen (insbesondere in getriggerten Situationen) und dadurch entstehen wieder neue Ressourcen und immer mehr Lebensqualität.
,,Das Vermögen unsere Aufmerksamkeit zu lenken, birgt die Kraft in sich, die Struktur unsere Gehirns umzuformen.“ (Daniel Siegel in Mindsight)
Verkörperung von Ressourcen
Ressourcen helfen nur dann, wenn sie nicht nur als Idee in deinem Kopf vorhanden sind, sondern wenn sie aktiv in deinem Körper spürbar werden – das kann man üben und bedeutet, dass das Pendeln in die Entspannung durch die gewählte Ressource auch zu fühlen ist und dadurch nach und nach wieder mehr Regulation im Nervensystem/Körper entsteht. Wo spürst du die Ressource in deinem Körper? Wie würde es sich anfühlen, wenn du das spüren könntest? Manche Menschen tragen vielleicht gerade so viel Last oder stehen vor so großen Herausforderungen, dass sie gar keine Ressourcen wahrnehmen können – da hilft die Schulung eines ressourcenorientierten Blickes – alleine die Fähigkeit, sich selbst versorgen zu können, ist eine enorme Ressource…
Dein Ressourcicum
Um dir deiner Ressourcen immer bewusster zu werden, kannst du ein sogenanntes Ressourcicum anlegen. Suche dir ein schönes Behältnis (s. Foto ganz oben) und fülle es nach und nach mit immer mehr Dingen, die dir gut tun – z.B. deine Lieblingsschokolade, dein Lieblingstee, Seifenblasen, schöne Meditationen, Erinnerungsfotos, Zettel, auf denen du weitere Ressourcen (z.B. schöne Erinnerungen oder innere Ressourcen) notierst, schöne Gedichte, aufbauende Worte – dies alles sind gleichzeitig auch Aufforderungen, dich an deinen unversehrten Wesenskern zu erinnern… Mit der Zeit entsteht so ein wunderbarer Fundus an Hilfsmitteln. Und stelle dir immer wieder die Frage: Wo im Körper kannst du die Ressource spüren? Wenn Sie eine Farbe hätte, welche wäre das?
Nun kannst du üben – welcher deiner Ressourcen kannst du dich heute noch widmen – wo spürst du das Wohltuende dieser Ressource im Körper oder wie fühlst du die Entspannung?
Viel Spaß beim Üben….
Selbstregulation als Grundlage für ein bewusstes, friedvolles Leben
Im Folgenden möchte ich zunächst eine einfache Basis-Übung zur Selbstregulation mit dir teilen, die du mehrmals am Tag durchführen kannst, um dich besser mit dir selbst zu verbinden und dich wieder ins Hier und Jetzt zu orientieren, insbesondere wenn du dich häufig gestresst oder angespannt fühlst. Dadurch kann sich deine Kapazität für schönes Erleben erhöhen.
Basis-Übung zur Orientierung im Raum
Zunächst einmal suche dir eine bequeme Position – das kann aufrecht stehend sein oder an der Wand gelehnt, sitzend oder sanft und langsam gehend. Deine Orientierung im Hier und Jetzt erfolgt über den Sehsinn sowie den sensorischen Sinn des Bewegens. Lasse nun langsam und behutsam deinen Blick in deinem Umfeld schweifen und folge mit deinem Kopf deinem Blick – so als wolltest du ein detailreiches Gemälde begutachten. Dein Kopf bewegt sich in die Richtung in die du blickst – dies führt zu einer Bewegung der Muskeln in deinem Hals, die wesentlich zur Orientierung beitragen. Die Orientierung wiederum signalisiert deinem Nervensystem Sicherheit – dein Parasympathikus wird aktiviert. Führe alle Bewegungen zeitlupenlangsam durch und ziehe alle Dimensionen (oben, unten, hinten) mit ein. Durch die Bewegung deiner Halsmuskulatur erfolgt eine Rückkopplung an deinen Vagusnerv – ein dem Hirnstamm entspringender Nerv, der essenziell wichtig für das Erleben von Verbundenheit und Sicherheit ist. Die Bewegung und die Orientierung wirken sich regulierend auf dein Nervensystem aus. Wenn du dich häufig gestresst oder unter Anspannung fühlst, kann dir diese Übung helfen. Führe die Übung solange durch, bis ein tiefer autonomer Atemzug aufsteigt, dann beende die Übung – spüre im Anschluss an die Übung nach, was sich vielleicht verändert hat im Vergleich zum Beginn.
,,Der Sturm wird immer stärker. Das macht nichts. Ich auch.“ (Astrid Lindgren – Pippi Langstrumpf)
Was ist Selbstregulation? Was ist Co-Regulation?
Nun noch ein paar weiterführende Erklärungen:
Grundlage für ein Leben in psychischer und physischer Gesundheit ist die Fähigkeit der Selbstregulation, das heißt die Möglichkeit, auf das eigene Nervensystem Einfluss zu nehmen und damit steuernd auf emotionale sowie körperliche Zustände einwirken zu können. Diese Fähigkeit ist essenziell wichtig, denn – je regulierter du bist – desto besser gelingt es dir mit deiner Aufmerksamkeit bei dem zu bleiben, worauf du dich konzentrieren möchtest.
Wir befinden uns dann innerhalb unseres Stresstoleranzfensters (s. auch hier meinen Artikel zum Vegetativen Nervensystem) und sind präsent. Meiner Meinung nach ist wahre Präsenz das Zahlungsmittel unserer Zeit, denn meistens befinden wir uns entweder gedanklich in der Zukunft oder in der Vergangenheit und erzeugen damit unbewusst Stress.
Die Fähigkeit zur Selbstregulation ist uns jedoch nicht angeboren – als Babys und Kinder sind wir essenziell auf Co-Regulation durch unsere Bezugspersonen angewiesen – unser eigenes Nervensystem bzw. die Weite unseres Stresstoleranzfensters entwickelt sich erst nach und nach durch die immer wiederkehrende liebende Zuwendung durch einen beruhigend wirkenden Erwachsenen. Co-Regulation beschreibt also einen Vorgang, bei dem ein Mensch oder ein Tier mit einem regulierten Nervensystem einem anderen Menschen oder Tier hilft sich selbst zu regulieren bzw. zu beruhigen, beispielsweise also einfach, wenn eine Mutter ihr schreiendes Baby wiegt.
Die gute Nachricht: Auch wenn wir als Kinder nicht gut co-reguliert wurden (beispielsweise weil unsere Bezugspersonen das für sich selbst nicht gut konnten, da diese bereits traumatisiert waren) und unser Nervensystem durch ein schmales Stresstoleranzfenster ständig zwischen Über- und Unterregung pendelt, ist diese Fähigkeit auch später erlernbar – wenn wir bereit sind, uns unserem Inneren liebevoll zuzuwenden und damit in Kontakt zu treten, kann die Fähigkeit sich selbst zu beruhigen durch die Plastizität unseres Gehirns und neue Lernerfahrungen stetig verbessert werden.
Wenn du selbst nicht weiterkommst, kannst du dir für das Erlernen verbesserter Selbstregulation auch einen traumasensiblen Coach oder Therapeuten suchen – aus meiner Sicht ist es wichtig, dass am Anfang der Aufbau einer sicheren Beziehung steht und dass der Körper (der von dem durch Trauma ein dysbalanciertes Nervensystem betroffen ist) in die Arbeit mit einbezogen wird. Durch immer wiederkehrende Co-Regulation (durch deine/n Begleiter/in) erlernst du Selbstregulation und gelangst so zurück zu Selbstermächtigung.
Selbstregulation zu erlernen ist eigentlich Körperarbeit – denn es bedeutet, immer besser die eigenen vegetativen Zustände einordnen und in der Folge auch beeinflussen zu können – ist eher mein Sympathikus (hilft beim Fliehen oder Kämpfen in anstrengenden und gefährlichen Situationen) oder mein Parasympathikus (aktiv beim Ausruhen, Schlafen oder bei Entspannungspausen) gerade aktiv bzw. bin ich gerade über- oder untererregt? Welcher vegetative Zustand verbirgt sich hinter meiner Kompensationsstrategie?
Suchthaftes Verhalten (z.B. übermäßiges Essen, Alkohol, Handy, Macht, Geld etc.) sind häufig Kompensationsstrategien, um sich von inneren Spannungszuständen abzulenken – man könnte dies auch als unzweckmäßige Selbstregulation bezeichnen, da wir uns damit natürlich auf Dauer nichts Gutes tun.
Je besser wir uns aber selbst regulieren können und selbst kennenlernen, desto besser können wir auch anderen Menschen guttun und desto eher gelingt es uns sogar vielleicht als Gesellschaft auch irgendwann, Phänomene systemischer und kollektiver Traumatisierungen (Krieg, transgenerationale Traumatisierungen, Rassismus etc.) ganz zu durchbrechen. Und das ist doch wirklich ein lohnenswertes Ziel…
,,Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ (Mahatma Gandhi, 1869-1948)
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